hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

Schön wäre es ja, wenn man die folgenden Zeilen so in etwa im Rhythmus eines recht betagten Schlagers lesen würde. Und der geht so: „Am dreißigsten Mai ist der Weltuntergang, wir leben nicht, wir leben nicht mehr lang …“ Was doch immer ein Lied zur Zeit ist, und zur Zeit (trotz der Unsicherheit des Datums) zum viel beraunten 21. Dezember 2012 ein wenig mehr. Weil es eben wieder einmal so weit sein soll mit dem großen W, an dem man recht allgemein teilhaben möchte. Mit der grundsätzlichen Antihaltung macht man das zum Beispiel im SO36, wo man an diesem möglicherweise allerletzten Freitag unserer Weltengeschichte trotzig fordert: „Weltuntergang abschaffen“. Zu hören gibt es dazu mit den Bottrops, Bonsai Kitten und anderen mehrfach sortierten Punk (Oranienstr. 190, 19 Uhr, 12 Euro). Und Punk (mehrfach sortiert) gibt es auch im Tommy-Weisbecker-Haus, wo man am Freitag fatalistisch „Wir werden alle sterben“ proklamiert und deswegen zur Weltuntergangsparty lädt. Und zwar, wirklich tricky und eine Apokalypse mit Sequel versprechend, erst mal zum Teil 1. Am Samstag folgt im Haus mit „The Day After“ dann der zweite Teil der Weltuntergangsparty (Wilhelmstr. 9, jeweils 20.30 Uhr).

Aber es gibt ja auch noch ganz andere W-Fragen als nur diesen Weltuntergang: Wer sind wir? Und wie kann man sich seiner selbst mit anständigem Krach versichern. Wobei man sich den bei Transmit, dem wuchtigen Existenzialistenrock-Projekt von Tony Buck, als ein brachial feinsinniges (und andersherum) Vergnügen vorstellen muss, das beim Transmit-Konzert am Donnerstag in der Wabe von weiteren musikalischen Experimentatoren wie etwa dem Extremtrompeter Axel Dörner umkreiselt wird (Danziger Str. 101, 21 Uhr, 10/8 Euro). Und am Sonntag kommt das Brandt Brauer Frick Ensemble mit dem hübschen Wort vom Kammer-House in die Volksbühne. Man kann es auch Klassik-Techno nennen. Oder einfach einen raffinierten, hübsch zischelnden, sacht tuschelnden und immer elegant hütchenspielenden Pop. Mit Harfe, Bläsern, Streichern und als besonderen Gast Erika Janunger (Rosa-Luxemburg-Platz, 20 Uhr, 24/20 Euro).

Das eingangs zitierte Lied war übrigens 1954 ein echter Hit in dem sich gerade den Staub des Untergangs abklopfenden Deutschland. Und singt sich dann einigermaßen hoffnungsfroh so: „Am dreißigsten Mai ist der Weltuntergang, wir leben nicht, wir leben nicht mehr lang. Doch keiner weiß, in welchem Jahr, und das ist wunderbar.“

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