sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Freitag wird die Schaubühne (Kurfürstendamm 153, 20 Uhr) zu einem Ort, an dem Politischeres stattfindet als das übliche Entsetzensgesicht von großen Schau- spieler_innen, das das geneigte postbürgerliche Publikum „zum Nachdenken“ anregen soll. Nein, der Dramatiker Milo Rau und der Dramaturgieprofessor Bernd Stegemann werden die Frage „Was tun? Jenseits des kapitalistischen Realismus“ erörtern und dabei vor Adorno und aber auch Lenin nicht zurückschrecken. Ihnen geht es darum, das Theater wieder zu dem zu machen, was es war – nämlich zu einem Ort, der politisch wirkt.

Am Samstag lässt das about blank (Markgrafendamm 24c, 23 Uhr) wie gewohnt die Bassboxen dröhnen, diesmal allerdings zum Wohle anderer – dies ist eine Soliparty für das Netzwerk „Welcome to europe“, das für Selbstbestimmung, Bewegungsfreiheit und ein besseres Leben kämpft. Und zwar für alle, auch für die, die nicht das Glück hatten, innerhalb der Schengen-Grenzen geboren zu sein. Die Erlöse der Party werden genutzt, um Wohnungen, Anwält_innen und die medizinische Versorgung der Flüchtlinge sicherzustellen. Hier macht die Party also Spaß, und sinnvoll ist sie auch noch: zwei Fliegen mit einer Klappe!

Am Sonntag wird in der B-Lage (Mareschstraße 1, 13.30 Uhr) der „Workshop-Tag“ eröffnet, und zwar geht es dort in mehreren Runden um den kritischen Umgang mit Demokratie. Wie wir nicht erst von spätberufenen Radikalinski-Akademikern erfahren haben, ist der Fetisch, den die Demokratie in den westlichen Staaten inzwischen abgibt, einer, der eine gerechte Gesellschaft in vielen Punkten verunmöglicht. Auch haben wir gelernt, dass Basisdemokratie eine konsequente Politik in der Realität eher behindert als befördert. Was tun?, lautet da die Frage, und siehe, auch hier ist der vor genau 90 Jahren verstorbene Lenin nicht weit, seine Thesen zum Demokratie-Essentialismus werden hier neben anderen referiert. Das aber soll nicht heißen, dass man zu dem Ergebnis kommen sollte, Demokratie sei per se sinnlos und der Mullah oder Baschar Hafis al-Assad seien in Persona das, was die von ihnen Unterdrückten sich für Leib und Geist wünschen. Das sollten die Demokratiekritiker_innen bitte auch immer im Auge behalten.

Am Mittwoch schließlich wird in der K9 (Kinzigstraße 9, 19 Uhr) über Aussageverweigerung gesprochen, ein Grundprinzip im Handlungskodex aller linksradikalen Bewegungen. „Anna und Arthur halten’s Maul“ war das Motto der allseits bekannten Kampagne. Aber gilt das immer noch? Die Rechtsexperten Michael Dandl und Sven Lindemann stehen zur Diskussion bereit.