DIE WERBEPAUSE
: Mit Herz und Hemd für Stuttgart 21

Kleider machen Leute. Wer sich mit den neuesten Sachen aus den Häusern Nike und Adidas schmückt, wird nur zum Werbeträger. Wer zu perfiden Klamotten mit doppeldeutigen, gar sexistischen Botschaften greift, legt dagegen auch gerne mal sein geistiges Innenleben offen. Ein solches T-Shirt, ein einziges Musterexemplar, wurde von einem der 150 aktiven Helfer der Interessengemeinschaft „Bürger für Stuttgart 21“ aufgehängt. Versehentlich, wie Pressesprecher Gerald Holler erklärt. Das Motiv, das vielleicht auf dem Ballermann zum Verkaufsschlager geworden wäre, sollte ausgerechnet im Schwabenländle die Pro-S-21-Bewegung aufpeppen. Der Schnitt legt nahe, dass es für Frauen gedacht war. Wer hätte es wohl gekauft?

Nach dem Facebook-Fehltritt der Deutschen Bahn, die in ihren Foren mehr Gemüter zu S 21 besänftigen muss als dort exklusiv vertriebene Chef-Tickets an den Mann bringen kann, liefern die Unterstützer des Großprojekts selbst den nächsten PR-GAU. Die IG „Bürger für Stuttgart 21“, die auf ihrer Webseite „sachliche“, „echte“ Dialoge“ fordert, nimmt flugs Abstand davon. „Wir distanzieren uns klar von dem T-Shirt. Es ist der Gegensatz von dem, wofür wir stehen“, so Holler. Es stamme von einem der vielen Hersteller, die der Initiative Entwürfe und Mustershirts schicken. Auch wenn das gute Stück nicht verkauft und nicht mehr produziert wird, sorgt das Foto für Furore. Denn es bringt den Dialog, der bereits mit harten Bandagen geführt wird, glatt unter die sachliche Gürtellinie.

Womit sich der Spruch, der auf dem Hemd steht, auch irgendwie bewahrheitet. TIQ