Da ist viel mehr drin, als man so denkt

DATENSCHUTZ iPhones gleichen Daten ab und alle Welt rätselt, was der Konzern mit diesen Informationen anfangen möchte. Fünf kleine Anregungen

Dank Tracking gehen zwar Beziehungen in die Brüche, die Kundenbindung aber bleibt spitze

Letzte Woche wurde bekannt, dass der Elektronikkonzern Apple seit Juni 2010 die Aufenthaltsorte seiner iPhone- und iPad-Nutzer protokolliert. Die Daten werden auf diesen Geräten gesammelt und auf jedem Rechner hinterlegt, mit denen sie synchronisiert werden. Unklar ist, was genau Apple mit diesen Daten bezweckt. Wir bieten ein paar Möglichkeiten:

1. Kampf gegen den Terror gewinnen: Was unter George W. Bush misslang, könnte die amerikanische Regierung nun mithilfe von Apple schaffen. Bewegungsprotokolle potenzieller Attentäter gibt es zu jedem gekauften iPhone gratis dazu. Es braucht noch nicht einmal lästige Gesetze, sondern nur minimale Änderungen der AGBs.

2. In-Viertel prognostizieren: Wie erhöht sich die iPhone-Dichte im Münchner Glockenbachviertel? Ist Berlin-Charlottenburg schon wieder so angesagt wie 1976? Apple kann es vorhersagen und nach der Musik- und Zeitungsindustrie auch noch Provisionen in der Immobilienbranche absahnen.

3. Partner beschenken: Wenn es so weitergeht, kann man jetzt schon vorhersehen, dass noch nie so viele iPhones und -pads verschenkt wurden wie in diesem Jahr. Vielleicht gibt es sogar eine praktische Geschenkversion, die gleich bunt verpackt ist? Dank konstantem Tracking gehen zwar Beziehungen in die Brüche, die Kundenbindung aber bleibt spitze.

4. Politiker observieren: Neben plagiierten Dissertationen kann man nun auch nach längeren Aufenthalten in Pattaya oder der Hamburger Herbertstraße fahnden. Auf der anderen Seite brauchen Politiker nun nur wochenlang ein iPhone in der Bibliothek zu deponieren, schon werden sie von jedem Plagiatsvorwurf freigesprochen.

5. Sekte gründen: Was im ersten TV-Werbespot für Macintosh-Computer noch selbstironisiert wurde, könnte Wirklichkeit geworden sein: Apple ist eine Sekte. Und natürlich muss so eine Sekte auch seine Mitglieder, vor allem potenzielle Aussteiger, überwachen. Wer also sein iPad über eine Woche nicht anschaltet, bekommt Druck von oben. Oder noch viel schlimmer: Lebenslänglich personifizierte Werbung. Per Post.

ROBERT IWANETZ, NATALIE TENBERG