DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Reif fürs Museum

Was sagt uns das? RTL plant ein eigenes Museum für seinen Altmüll

Die Luxemburger Brüder François und Marcel Ahnen nutzten 1924 ihre Konzession, um vom Dachboden ihres Hauses Militärkonzerte zu übertragen. Wahrscheinlich hätten sie sich nie träumen lassen, dass aus ihrem Radio mal Deutschlands größtes Fernseh-Trash-Imperium werden würde: die RTL-Group. Dazwischen liegen über 80 Jahre bewegte Geschichte, die angemessen rekonstruiert werden möchten. Wessen bedarf es da? Natürlich, eines RTL-Museums.

Der Konzern hat deswegen einen Luxemburger Historiker damit beauftragt, alte Antennen, Kameras und Radioempfänger zu sichten, um diese auszustellen. Wo und wann das Museum eröffnet werden soll, ist aber noch unklar. RTL wünscht sich, dass „irgendwann Touristen und Schulkinder unser Museum besichtigen können“. Sie sollen sehen, wie RTL mal aussah.

Dabei ist so ein Museum, mit seiner Zurschaustellung der ach so glorreichen Vergangenheit, ein Sinnbild einer ganzen Branche, die lieber Erfolge konserviert, anstatt sich Neues auszudenken. Nicht zuletzt deswegen versinkt das Privatfernsehen zunehmend in der Bedeutungslosigkeit. Rolling-Stones-Gitarrist Keith Richards schreibt in seiner Autobiografie, dass ihm Radio Luxemburg einst den Rock ’n’ Roll offenbarte, als er zum ersten Mal „Heartbreak Hotel“ von Elvis Presley hörte. Solche kulturelle Kraft hatte das Fernsehen höchstens zu Beginn der neunziger Jahre, als MTV zum wichtigsten Bezugspunkt der Generation X wurde.

Heute steht Privatfernsehen wie RTL dagegen längst für gecastete Unterschichtshows. Dabei wird in der Museum-Pressemitteilung stolz erwähnt, dass es früher Empfänger mit einem Extraknopf für Radio Luxemburg gab. Unvorstellbar, dass heute jemand Fernbedienungen mit solch einem RTL-Knopf konstruieren würde. IWA