DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Armes Hascherl

WAS SAGT UNS DAS? Rapper Bushido hat gestern Abend einen „Bambi für Integration“ bekommen. Trotz zahlreicher Proteste

Der Ausländer an sich, er kann ja nichts dafür, dass er Probleme mit Frauen und Schwulen hat – er ist halt noch nicht so weit

Bushido wurde vor der gestrigen Bambi-Verleihung in Wiesbaden voll zum Opfer gemacht: Claudia Roth disste ihn als „äußerst erfolgreiche Kunstfigur, die auf dem Rücken von Minderheiten große Kasse macht“. Der Lesben- und Schwulenverband nannte ihn einen „geistigen Brandstifter“, die Frauenrechtsorganisation Terre des femmes legte mit „menschenverachtend“ nach. Und in der Facebook-Gruppe „Kein Bambi für Bushido“ war gar zu lesen: „Bambi, bitte werd lebendig und scheiss heute Abend auf die Bühne!“

Was war da los? Der Burda-Konzern hatte sich entschlossen, ausgerechnet Bushido den „Bambi für Integration“ zu verleihen – mit der Begründung, er sei ein Vorbild.

Eine Entscheidung, die einmal mehr zeigt, dass es sich bei der deutschen Medienbranche offensichtlich um eine Parallelgesellschaft handelt. Denn in diese ist Bushido in der Tat sehr gut integriert. Mit seiner Rolle als frauen- und schwulenverachtender Problemkiez-Rapper, der auch irgendwie was mit Kriminellen zu schaffen hat, gibt er nun schon seit Jahren erfolgreich den Migranten vom Dienst im deutschen Unterhaltungszirkus. Er ist die Entertainment-Version jenes Angst-und-Schrecken-Ausländer-Gespensts, das nachts durch deutsche Vorortalbträume geistert – gerade, weil er dann am Ende doch wieder irgendwie ganz lieb und nett ist und gar nix tut, sondern nur spielen will. Der Ausländer an sich, er kann ja nichts dafür, dass er Probleme mit Frauen und Schwulen hat – er ist halt noch nicht so weit.

Bushido weiß natürlich sehr genau, was er tut. Im Vorfeld der Bambi-Verleihung hat es ja auch wieder prima funktioniert: PR dank Skandalträchtigkeit – mit seiner in Fachkreisen gerne als „grottig“ bezeichneten Musik alleine sähe der jugendliche Rebell noch älter aus, als er mit 33 Jahren ist.

Falls Bushido tatsächlich ein Problem mit der Nähe von Homosexuellen haben sollte, dürfte er bei der Preisverleihung nicht allzu viel Freude gehabt haben: Auf der Bühne und Backstage tummelten sich zum Beispiel „Rosenstolz“ (also auch Peter Plate) und Lady Gaga samt schwuler Entourage. Ach ja, Lady Gaga: Gerade Weltpopstar Nr. 1, setzte sich für die Rechte von Schwulen, Lesben und Transgender ein. Richtig coole Nummer auch jenseits des kleinen deutschen Medienbetriebs. Der arme Bushido.