DIE WERBEPAUSE
: Sein Moppel-Ich

In seinem aktuellen Kinofilm „Kochen ist Chefsache“ verkörpert Jean Reno einen Sternekoch, der die Lust am guten Essen verliert – eine Gefahr, die bei Reno selbst nicht besteht. Im TV- und Kinospot für den Pay-TV-Festplattenreceiver Sky+ präsentiert sich der 63-Jährige in einer Plusversion seiner selbst: wohlgenährt, mit Doppelkinn und Weißwurstanzug. Der harte Knochen hat Fett angesetzt. Am Ende schiebt sich Reno Popcorn in den Mund und schmunzelt in sich hinein – es schmeckt ihm einfach zu gut, gerade und überhaupt.

Umso erstaunlicher ist die Printanzeige zur Kampagne, auf der Reno aussieht, als hätte er gestern erst „Léon – der Profi“ abgedreht, obwohl der Luc-Besson-Kultfilm knapp 20 Jahre und rund 20 Kilo her ist. „Ich seh was Besseres“, lautet der Sky-Claim. Ich glaub, ich seh nicht richtig, denkt sich der Betrachter.

An die Diskrepanz der Bilder hat er sich im Photoshop-Zeitalter längst gewöhnt, doch das Nebeneinander von zwei Renos innerhalb einer Kampagne irritiert. Auch dass Werbung lügt, ist nichts Neues – aber so offensichtlich? Warum darf Jean Reno im Fernsehen dick sein, aber nicht in der Programmzeitschrift? Mal angenommen, das Argument ist, Reno+ verkaufe weniger Festplattenreceiver als Reno-20 – warum hat man dann überhaupt diesen teuren, aber unergiebigen Spot mit ihm produziert, anstatt das ganze Land mit ungleich günstigeren Renoplakaten vollzutapezieren?

Wer darauf eine Antwort weiß, kriegt eine Tüte Popcorn. DENK