Arabische Kalligrafie hat einen schweren Stand

JUBILÄUM UND NEUANFANG Das Pariser Institut du Monde Arabe bekommt einen neuen Chef: den ehemaligen Kulturminister Jack Lang

AUS PARIS RUDOLF BALMER

Ohne viel Klamauk feiert das Institut du Monde Arabe (IMA) in Paris sein 25-jähriges Bestehen. Den meisten Parisern und Pariserinnen ist das vom Stararchitekten Jean Nouvel geschaffene Gebäude am östlichen Ende des Boulevard Saint-Germain ein Begriff. Mit seiner orientalisch angehauchten Fassade gehört das IMA längst zum Stadtbild. Doch ehrlich, wie viele der Passanten haben schon einmal diese Institution betreten, die reich bestückte Bibliothek, eine Veranstaltung oder eine Ausstellung besucht? Diese rhetorische Frage rührt auch 25 Jahre nach der Einweihung an den wunden Punkt.

Die Ausstellungen entsprechen selten dem gängigen westlichen Kunstverständnis. Arabische Kalligrafie und Ornamente haben einen schweren Stand gegen die Gemälde oder Skulpturen der europäischen Meister. Das IMA hat es darum nicht leicht in der Konkurrenz auf dem Museumsmarkt der französischen Hauptstadt, Touristen steuern es nicht oft an. Das IMA ist für Paris aber auch ein Teil der Außen- und Handelspolitik mit wichtigen arabischen Partnern sowie ein kulturpolitisches Instrument – es dient der Integration der Einwanderer. Staatspräsident François Mitterrand, der sich in seinen zwei Amtsjahren von 1981 bis 1995 als großer Bauherr betätigte, wollte einen kulturellen Treffpunkt einrichten.

Um dieses Schaufenster der orientalischen Zivilisationen zu bewahren, sollten logischerweise die Staaten vom Maghreb bis zum Golf einen Teil der Kosten von jährlich 30 Millionen tragen. 60 Prozent davon werden von Frankreich und 40 Prozent von den 22 Staaten der Arabischen Liga bestritten. Im Prinzip. In Wirklichkeit aber lassen sich die Geldgeber im Mittleren Osten mahnen, und mit dem Arabischen Frühling sind wichtige Geldquellen ausgefallen. Hinzukommt eine vom Rechnungshof bemängelte Misswirtschaft. Mit einer Verschuldung von mehr als 38 Millionen steht das IMA am Rande der Pleite.

Tausendundeine Nacht

Nach dem Jubiläum soll darum ein neuer Chef dem IMA aus seiner Existenzkrise helfen. Der ehemalige Kulturminister Jack Lang (73) war an der Gründung beteiligt und ist selbst schon eine Institution – er genießt international einen guten Ruf als Erfinder zahlreicher Kultur-Events. Dieser Erfindungsgeist und Langs Organisationstalent sollen dem IMA den nötigen neuen Schwung geben.

Zum Jubiläum steht noch bis zum 28. April die Ausstellung „Tausendundeine Nacht“ auf dem Programm. Nichts hat wohl Europa das „Morgenland“ näher gebracht als diese Märchensammlung – aber gleichzeitig hat sie auch Klischees geschaffen, die bis heute das Verständnis belasten.