DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Keine rechte Truppe

WAS SAGT UNS DAS? Tausende rechtsextremistische Übergriffe bei der Bundeswehr – ein Aufreger? Nein, bloße Stimmungsmache in einem Boulevardblatt

Das Wort „Reflex-Bedienung“ ist schon beinahe eine Auszeichnung dafür: Die Bild hat zusammengerechnet, auf wie viele rechtsextremistische Zwischenfälle die Bundeswehr seit 1998 kommt. Zum Titel einer Meldung macht sie: „2.087 rechtsextremistische Vorfälle bei der Bundeswehr“. Soll nach einem Aufreger klingen. Ist es aber nicht. Zwar zählte die Bundeswehr-Statistik 2012 in der Tat 67, also vier rechtsextremistische Vorfälle mehr als 2011. Im Vergleich zu den Jahren davor hat sich die Zahl aber stark verringert.

Wie es übrigens auch zu erwarten ist, wenn die Truppe seit gut 20 Jahren schrumpft. Wie es außerdem dann zu erwarten ist, wenn die Öffentlichkeit hochsensibel darauf reagiert, wenn Bundeswehrsoldaten beim „Sieg Heil“-Rufen oder beim Hören antisemitischer Musik im Zug erwischt werden.

Das ist auch richtig. Keiner will hierzulande den Eindruck bekommen, dass der Dienst an der Waffe bevorzugt von Menschenfeinden mit nationalchauvinistischem oder rassistischem Interesse verrichtet wird. Unfair aber ist es zu unterstellen, die Bundeswehr sei rassistischer als andere deutsche Ansammlungen von rund 250.000 Menschen. Es gibt zwar Hinweise darauf, dass die Bundeswehr nicht allen ihren Aufgaben gerecht wird. Überproportionaler Rassismus zählt aber nicht dazu.

Soll heißen: gut, dass die Bundeswehr dauernd und präzise daraufhin durchleuchtet wird, ob sie rechtsextremistisch unterwandert wird. Weil dies aber geschieht, braucht sich niemand über aufbauschend addierte Zahlen aufzuregen. UWI