Sperrzone: Das ist doch eigentlich unser Ding

ZENSUR Das ZDF muss einen Beitrag löschen, der die Unabhängigkeit von Journalisten infrage stellt

„Eine Frage der Korinthenkackerei“ nennt Kabarettist Max Uthoff die Vorwürfe

Wir Journalist haben es nicht leicht. Erst fangen andere Leute (Christian Wulff) an, unseren Kollegen (Spiegel) Fragen zu stellen (Aufmacherinterview letzte Woche). Dabei sind wir Journalisten es doch selbst, die fragen sollen. Dann decken dahergelaufene, selbsternannte Witzbolde (die Kabarettisten Max Uthoff und Claus von Wagner, ZDF, „Die Anstalt“) auf, in was für Altherrenkreisen (aka sicherheitspolitische Thinktanks) unsere anderen Kollegen (Zeit, SZ, FAZ, Bild) nach Feierabend sitzen. Dabei sind wir es doch, die Lobbyarbeit aufdecken sollen.

Ende April haben die Kabarettisten Uthoff und Wagner in ihrer Sendung „Die Anstalt“ gezeigt, welcher Journalist in welchen Kreisen so mitmischt: SZ-Außenpolitikchef Stefan Kornelius unter anderem im Aspen-Institut, Zeit-Redakteur Jochen Bittner beim German Marshall Fund (GMF) und Josef Joffe in so ziemlich allem, was auch nur nach Sicherheit und Rüstung riecht. Bittner und Joffe hat das gar nicht gefallen, deswegen haben sie dem ZDF gerichtlich verbieten lassen, den Beitrag zu zeigen. Er ist jetzt aus der Mediathek verschwunden.

Eine „Frage der Korinthenkackerei“ nennt Uthoff die Vorwürfe in einem Interview. Bittner bestehe zum Beispiel darauf, dass er kein Mitglied beim GMF sei. Stattdessen sei er „Participant“. Eine Frage der richtigen Wortwahl also. Damit nehmen es Qualitätsjournalisten eben ganz genau. Weniger genau dafür scheinbar mit der Unabhängigkeit. „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazugehört“, hat „Tagesthemen“-Urgestein HaJo Friedrich mal gesagt. Na also: Dabei sein, genau wie Bittner und Joffe in ihren Männerrunden. Bei Rotwein am Kamin plaudert es sich eben besser über die geopolitischen Verstrickungen Chinas oder den Machtanspruch Putins. Dumm nur, wenn Leute diese Plauderei öffentlich kritisieren. Das ist doch unsere Aufgabe. AFRO