„Druschba“ liefert viel zu wenig Öl

Russische Pipeline-Gesellschaft bestätigt gedrosselten Export nach Deutschland

BERLIN taz/dpa ■ Es gibt einen neuen Pipeline-Streit: Die Bundesregierung bestätigte am Freitag „Probleme mit russischen Öllieferungen nach Deutschland“. Zuvor hatte die Raffinerie PCK in der Brandenburger Grenzstadt Schwedt mehrfach über ausbleibende Lieferung geklagt.

Auch die russische Regierung bestätigte die Probleme und machte den Ölkonzern Lukoil für die Lieferengpässe verantwortlich. Lukoil „hat ungefähr ein Drittel seiner Menge nicht geliefert“, sagte Sergej Grigorjew, Vizepräsident der staatlichen Pipeline-Gesellschaft Transneft, der Nachrichtenagentur Ria Nowosti. Lukoil, einer der drei größten russischen Ölkonzerne, wollte sich „in einigen Tagen“ äußern, so Grigorjew. „Auch mehrere kleinere Unternehmen haben ihr Öl nach Deutschland nicht geliefert.“ Die Firma Surgutneftegas habe etwa die für Juli vereinbarten Exportmengen nur zu 63 Prozent geliefert.

Es geht mal wieder um die Erdölleitung „Freundschaft“ („Druschba“): Erst im Januar hatte Russland die Leitung gekappt, um so dem Nachbarn Weißrussland einen weltmarktnahen Abnahmepreis abzuhandeln. „Druschba“ zählt für Deutschland zu den wichtigsten Öladern – sie deckt ein Fünftel des gesamten bundesdeutschen Ölbedarfs. Die Raffinerie PCK in Schwedt verarbeitet etwa zehn Millionen Tonnen Rohöl jährlich, das sind zehn Prozent der deutschen Verarbeitungskapazität. Trotz der Lieferprobleme sei der Betrieb der Raffinerie nicht beeinträchtigt, so ein Sprecher.

Die Ursachen der Lieferprobleme blieben gestern weitgehend im Dunkeln. Die russische Nachrichtenagentur Interfax zierte einen „nicht namentlich genannten Lukoil-Mitarbeiter“: Für die Einschränkungen gebe es „kommerzielle Gründe“. Tatsächlich hatte Weißrussland nach dem Pipeline-Streit im Januar die Gebühren für die Durchleitung von Öl aus Russland nach Deutschland angehoben. Lieferkontrakte weisen aber relativ starre Preise für die Zukunft aus. Das bedeutet: Die weißrussische Anhebung geht nicht ausschließlich zu Lasten der PCK, die den Konzernen BP, Shell, Agip und Total gehört –, sondern eben auch zu Lasten des Lieferanten. Im Frühjahr war Lukoil beim Versuch gescheitert, nach Westeuropa zu expandieren und dort – so wie etwa in der Ukraine, Rumänien oder Bulgarien – Raffinerien zu übernehmen. Eines allerdings galt gestern aber als ausgeschlossen: dass „Druschba“ ein Leck hat. NICK REIMER