Zehn Jahre Zukunftshoffnung

Schon 1997 präsentierte Greenpeace sein Sparmobil Smile auf der Frankfurter Autoschau. 2007 ist er immer noch bloß ein Konzept. Teil eins des taz-Messerundgangs

Am Sonntag geht die Internationale Automobilausstellung IAA in Frankfurt zu Ende. Die taz hat vor Ort in einem Messerundgang erkundet, wie das Auto der Zukunft aussehen könnte – jenseits der Klimashow der Großkonzerne. Lesen Sie morgen über ein neues Nischenprodukt: den supereffizienten Loremo. Am Montag stellen wir Ihnen ein Hybridauto für die Steckdose vor. Der komplette Messe- rundgang ist auf www.taz.de/iaa zu finden.

FRANKFURT/MAIN taz ■ Die Zukunft des Automobils hat Greenpeace im Eingang der Matthäuskirche versteckt, etwas abseits, auf halbem Weg vom Frankfurter Hauptbahnhof zum Messegelände. Morgens und abends strömen die Besucher hier vorbei, es sind schnellgehende Krawattenträger. Kaum einer hält an, um das Auto zu sehen, dessen Zukunft schon seit zehn Jahren einfach nicht kommen will: Der „Smile“, ein umgebauter Renault Twingo, wurde schon 1997 auf der Internationalen Automobilausstellung IAA präsentiert.

Sein Versprechen „halber Verbrauch, halbe Emissionen“ war damals das gleiche wie heute. Bloß: Während das Konzeptauto inzwischen 80.000 Kilometer drauf hat, ist das Konzept immer noch nicht umgesetzt.

Jörn Burger, blondgraue Haare, Schnurrbart, runde Brille, ist einer, der das ändern will. Der 60-Jährige arbeitet ehrenamtlich für Greenpeace. „Die Leute sollen das haben wollen“, sagt er. Immer wieder spricht er die Passanten an. Die meisten sagen: „Kein Interesse“.

Wären sie reingegangen, hätten sie einen getroffen, der sie verstanden hätte. Denn Burger hat in seinem Leben schon viel CO2 ausgestoßen. Bis vor kurzem hat er als Flugkapitän gearbeitet und fuhr einen Mercedes, E-Klasse. Jetzt ist er auf die C-Klasse umgestiegen. „Man kommt aus seiner Haut nicht raus“, sagt er. Seit einem schweren Verkehrsunfall vor zehn Jahren brauche er einfach robustes Blech um sich rum. „Aber wir werden alle umdenken müssen.“

Vielleicht ist Jörn Burger ein bisschen so wie der deutsche Automarkt. Alle wollen das Klima schützen. Aber deswegen kleinere Autos kaufen?

Als Greenpeace den Smile vor zehn Jahren bei der IAA offiziell vorstellte, kam auch die damalige Umweltministerin Angela Merkel vorbei und setzte sich ans Steuer. Sie mochte den Smile und versprach ihn zu fördern. Zehn Jahre später zeigen die Zeitungen die Kanzlerin am Steuer des Smart Hybrid, eines Zweisitzers. Die Greenpeace-Leute lästern: Der verbraucht heute noch mehr als unser Smile damals.

Man könnte auf die Idee kommen, dass sich in der deutschen Autobranche in den letzten Jahren nicht viel getan hat. Und doch ist das Gefühl auf der diesjährigen IAA ein anderes als in der Vergangenheit: „Weniger Nebelshows, weniger Girls, weniger Verklärung“, fasst der Greenpeace-Experte Wolfgang Lohbeck zusammen. Das Auto ist wieder einfach nur ein Auto: eine ernste Sache, über die man auch vernünftig reden kann.

NIKOLAI FICHTNER