Züge zu laut: Quietscher sollen mehr bezahlen

Die Regierung geht zu zaghaft gegen laute Züge vor, sagen Umweltverbände. Sie fordern ein Aktionsprogramm, das Anreize für leisere Züge setzt.

Krachmacher. Besonders Güterzüge verursachen Schienenlärm. Bild: dpa

BONN Mit einem Sofortmaßnahmenpaket soll die Bundesregierung für weniger Krach auf der Schiene sorgen. Das fordern der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und der Deutsche Naturschutzring (DNR). Die bisherigen Ansätze zur Lärmreduzierung seien zu zaghaft und benötigten zu viel Zeit, beklagen die Verbände. "Bundesweit leiden 16 Millionen Menschen unter Schienenlärm, sagte DNR-Generalsekretär Helmut Röscheisen am Mittwoch in Bonn.

Insbesondere der laute Güterverkehr habe in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Damit sei die Lärmbelastung vielerorts gestiegen. Auf mindestens 2.800 Kilometern des Schienennetzes würden tagsüber Lärmpegel von über 70 Dezibel und nachts über 60 Dezibel erreicht. "Im engen Rheintal wurden sogar Spitzenwerte von 108 Dezibel gemessen", sagte Röscheisen. "Das ist ein Lärm, der fast mit dem Start von Flugzeugen vergleichbar ist." Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen gelten bereits durchschnittliche Lärmbelastungen von 65 Dezibel tagsüber und 55 Dezibel nachts als gesundheitsgefährdend. Die aus Umwelt- und Klimagründen notwendige und politisch gewollte Verlagerung des Gütertransports von der Straße auf die Schiene sei deshalb nur mit leiseren Güterzügen zu verantworten.

Im vergangenen Jahr stieg der Bahngüterverkehr um 7,1 Prozent, für 2008 wird im Bundesverkehrsministerium mit einem Wachstum von nochmals 5,8 Prozent gerechnet. "Das Problem ist nicht neu, wurde aber bisher viel zu wenig beachtet", sagte der VCD-Bundesvorsitzende Michael Gehrmann. Die Tatsache, dass alte Güterzüge bis zu viermal so laut seien wie moderne Personenzüge, zeige das Ausmaß jahrzehntelanger Versäumnisse. Um einen finanziellen Anreiz zu geben, noch mit den lauten Graugussbremsen ausgestattete Züge auf lärmreduzierte Bremssysteme umzurüsten, fordern VCD und DNR von der Bundesregierung die umgehende Einführung von lärmemissionsabhängigen Trassenpreisen. Diese sollten so schnell wie möglich im Rheintal als Modellprojekt eingeführt und ab Januar 2009 auf das gesamte Schienennetz ausgedehnt werden.

Zudem fordern die Umweltverbände die Festlegung von Lärmobergrenzen für dicht besiedelte Streckenabschnitte. Nach dem Lärmsanierungsprogramm des Bundes für Schienenwege aus dem Jahr 1999 müssen 3.400 Kilometer saniert werden, rund 10 Prozent des gesamten Schienennetzes. Bisher sind allerdings gerade mal 600 Kilometer erneuert worden. Darüber hinaus kündigte Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) im November 2007 ein Pilot- und Investitionsprogramm zur Lärmreduzierung an. Dazu gehört auch das Modellprojekt "Leiser Rhein", in dem durch einen gezielten Einsatz leiser Wagen kurzfristige Erfolge erzielt werden sollen. "Wir nehmen das Problem auf jeden Fall ernst", betonte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums gegenüber der taz. Zu den konkreten Forderungen der Verbände wollte er jedoch keine Stellung beziehen. "Das ist ein sehr komplexes Thema."

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