Aktivisten fordern Apple-Boykott

ARBEIT Nach Selbstmorden in China: iPad-Produzent Foxconn kündigt Lohnerhöhung um 20 Prozent an

BERLIN taz | Beim Verkaufsstart des Tablet-Computers iPad von Apple in mehreren Staaten außerhalb der USA hat am Freitag großer Andrang geherrscht. Bereits vor Eröffnung der Geschäfte des in Deutschland mindestens 499 Euro teuren Gerätes bildeten sich Schlangen. Bisher war das iPad nur in den USA erhältlich, wo es im ersten Monat mehr als eine Million Mal verkauft wurde. Deshalb musste der Start anderswo verschoben werden. In Deutschland war der Andrang aber geringer als in den USA.

In Taiwan kündigte ein Sprecher der Herstellerfirma des iPad und anderer elektronischer Geräte von Apple und weiteren Computer- und Handygrößen nach Agenturberichten eine Lohnerhöhung für die Beschäftigten des Konzerns in China an. Der Elektronikgigant Foxconn war wegen einer Serie von Selbsttötungen in seinem Hauptwerk Longhua bei Shenzhen in die Kritik geraten. Dort beträgt der Mindestlohn umgerechnet 105 Euro, was Beschäftigte zu einer großen Zahl von Überstunden zwingt. Der Sprecher von Hon Hai, der taiwanischen Foxconn-Muttergesellschaft, sprach in Taipeh von 20 Prozent Erhöhung, nannte allerdings kein Datum. Die Erhöhung sei schon eine Weile erwogen worden, sagte Sprecher Edmund Ding. Er begründete sie mit dem Mangel an Arbeitskräften im boomenden Südchina.

Vor dem Hon-Hai-Konzernsitz demonstrierte unterdessen eine Gruppe taiwanischer Aktivisten gegen die Arbeitsbedingungen bei Foxconn. Am Dienstag hatten in Hongkong Aktivisten zum Boykott von Apple aufgerufen, einem der Kunden des Konzerns. Im Fabrikkomplex Longhua hatten sich seit Jahresbeginn zehn Beschäftigte das Leben genommen, drei weitere Suizidversuche scheiterten.

Die Auswirkung der angekündigten Lohnerhöhung auf den Profit von Hong Hai/Foxconn ist umstritten. Die Citigroup geht von 11 Prozent Profitrückgang aus. Vincent Chen von Yuanta Securities in Taipeh widerspricht. Der Lohnanteil betrage nur 2 Prozent vom Umsatz. Hon Hai habe schon größere Lohnerhöhungen verkraftet. SVEN HANSEN