Ein riesiger Krater entsteht mitten in einem Wohngebiet

UNGLÜCK Im thüringischen Schmalkalden kommen Anwohner mit dem Schrecken davon

SCHMALKALDEN dpa/dapd/taz | Ein riesiger Krater ist mitten in einem Wohngebiet im thüringischen Schmalkalden aufgerissen und hat ein Auto verschlungen. Das fast kreisrunde Loch mit einem Durchmesser von gut 35 Metern brach in der Nacht zum Montag auf. Der Rand bröckelte anschließend weiter. 26 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt, als sich die etwa 12 Meter tiefe Grube auftat.

Der Krater soll eine natürliche Ursache haben. Ein unterirdischer Hohlraum sei in sich zusammengebrochen, erklärte ein Geologe der Thüringer Behörden am Montag auf einer Pressekonferenz. Bergbau als Ursache sei auszuschließen. Es sei mit weiteren Abbrüchen am Kraterrand zu rechnen.

Anwohner hatten nach Polizeiangaben gegen 3 Uhr „Geräusche“ gehört, als der Boden unmittelbar an Häusern und Garagen nach unten sackte. Niemand werde vermisst oder sei verletzt. Derzeit seien sechs Häuser evakuiert, sagte ein Polizeisprecher. Nachrutschende Erde verschüttete das in der Grube verschwundene Auto komplett. In ersten Meldungen war von rund 20 Metern Tiefe des Lochs die Rede. Bürgermeister Thomas Kaminski (parteilos) sagte: „Das übersteigt jede Vorstellung.“

Im mehr als 40 Kilometer entfernten Kalibergbaurevier an der Werra hatte kürzlich ein Erdfall in Tiefenort für Schlagzeilen gesorgt, der fünf Häuser unbewohnbar machte. Außer in Bergbauregionen sind solche Vorfälle auch in Karstgebieten häufiger. Nahe dem thüringischen Bad Frankenhausen etwa sackte vor einem Jahr ein großes Stück Acker 12 Meter in die Tiefe.

In Schmalkalden sperrte die Polizei die Unglücksstelle und ihre Umgebung ab. Nach einem Stromausfall wegen des Erdfalls seien Gas und Wasser abgestellt worden. „Es ist aber keine größere Hektik entstanden“, sagte eine Polizeisprecherin.

Erdrutsche sind in Deutschland keine Seltenheit. Der wohl folgenschwerste Erdrutsch ereignete sich im ehemaligen Bergbaugebiet in Nachterstedt in Sachsen-Anhalt. Bei dieser Katastrophe am Rand eines gefluteten Tagebaus im Juli vergangenen Jahres waren drei Menschen in ihren Häusern unter 2,2 Millionen Kubikmetern Erde begraben worden.