Praktiker droht kritischen Großaktionären mit Pleite

HAUPTVERSAMMLUNG Zwei Lager kämpfen um das richtige Sanierungskonzept für die Baumärkte

„Wir verlangen den Rücktritt aller Aufsichtsräte“

FONDSMANAGERIN ISABELLE DE KRASSNY

HAMBURG rtr/dpa | Im Überlebenskampf des Baumarktkonzerns Praktiker blockieren Vorstand und Aktionäre gegenseitig eine Lösung. Während Konzernchef Kay Hafner auf der Hauptversammlung am Mittwoch für seinen Sanierungsplan warb und vor einer Pleite warnte, lehnte die Fondsmanagerin Isabella de Krassny als Vertreterin der Hauptaktionäre das Konzept kategorisch ab und wollte einen eigenen Plan durchsetzen. Ohne de Krassnys Zustimmung zum Vorstandskonzept müsste der einstmals zweitgrößte deutsche Baumarktbetreiber laut Hafner Insolvenz anmelden.

Er will den US-Finanzinvestor Anchorage ins Boot holen. Dieser verlangt für einen 85-Millionen-Euro-Kredit die gesunde Konzerntochter Max Bahr als Pfand und soll darüber hinaus mit Hilfe von Optionsanleihen Zugriff auf 15 Prozent der Praktiker-Aktien erhalten. Die jetzigen Aktionäre müssten sich mit einer Kapitalerhöhung um 60 Millionen Euro an der Rettung des Konzerns beteiligen. „Bricht nur eine wesentliche Stütze aus dem Gerüst aus, fällt auch der Rest“, betonte Hafner.

Für de Krassny stehen rechnerisch knapp 12 Millionen Euro auf dem Spiel: Das ist der aktuelle Börsenwert des von ihr vertretenen Aktienpakets von 16 Prozent. Die hinter ihr stehenden Großaktionäre, der zypriotischen Finanzfonds Maseltov und die österreichische Privatbank Semper Constantia wollen das Unternehmen als Ganzes voranbringen. Belastbare 55 Millionen Euro hätte sie zur Verfügung, die weiteren 30 Millionen ließen sich auch noch aufbringen, sagte de Krassny. Voraussetzung sei allerdings, dass der Aufsichtsrat neu besetzt werde. Zuvor hatte sie auch einen neuen Vorstandschef durchsetzen wollen. „Wir verlangen den Rücktritt zumindest aller Aufsichtsräte“, sagte de Krassny unter dem Applaus der etwa 200 Aktionäre.

Formal gehört auch Hafner dem Aufsichtsrat an – er wurde nach dem überraschenden Abtritt des eigentlich zur Sanierung angetretenen Vorstandschefs Thomas Fox eilig als Ersatz an die Vorstandsspitze delegiert.

Hinter den Kulissen suchten beide Seiten nach einem Kompromiss. Insgesamt ist Praktiker an der Börse noch 73 Millionen Euro wert. Die Aktie rutschte am Mittwoch um 8 Prozent auf 1,24 Euro ab und war damit schwächster Wert im Kleinwerteindex SDax.

De Krassny hatte mit ihrem Paket die Mehrheit auf der Hauptversammlung, da dort lediglich knapp 27 Prozent des Grundkapitals vertreten waren. Eine Möglichkeit zur Abwahl des Aufsichtsrats hatten die Aktionäre aber nicht: Den entsprechenden Antrag hatte Praktiker aus formalen Gründen nicht auf die Agenda genommen, auch ein Vorstoß vor Gericht scheiterte.