Alternative zu Gas aus Russland

ENERGIE Griechenland, Zypern und Israel wollen kooperieren – das gibt Krach mit der Türkei

ATHEN taz | Griechenland, Zypern und Israel wollen bei der Verwertung neu entdeckter Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer kooperieren. Das ist das Ergebnis eines Besuch von Israels Staatspräsident Schimon Peres in Athen. Die drei Länder wollen eine Alternative zu Gaslieferungen aus Russland und dem Kaspischen Meer bieten. Beobachter sprechen bereits von einer „Energieachse zwischen Griechenland, Zypern und Israel“.

Laut Schätzungen befinden sich im Erdboden des östlichen Mittelmeers etwa 3,5 Billionen Kubikmeter Erdgas und 1,7 Milliarden Barrel Öl. Damit könnte die Region auch für Europa interessant werden. „Israel muss über Griechenland liefern, um Erdgas nach Europa exportieren zu können“, sagte Vassilis Paissios, Präsident der Griechisch-Israelischen Handelskammer.

Allein im sogenannten Feld 12, einem 30.000 Quadratkilometer großen Meeresgebiet vor Zypern, werden 300 Milliarden Kubikmeter Gas vermutet. Dort hat die US-Firma Noble Energy mit Probebohrungen begonnen –und damit die Türkei auf den Plan gerufen: Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu warnte, es gebe „Schritte, die man unternehmen könnte“. Die Türken fragen, wem die Bodenschätze überhaupt gehören, da Ankara die Republik Zypern nicht anerkennt.

Hintergrund ist ein Konflikt um die Seerechtskonvention von 1982. Nach dem Abkommen hat jeder Meeranrainer das Recht, in der 200-Meilen-Zone vor seiner Küste nach Öl zu bohren. Zypern hat sich seine Zone durch Abkommen mit dem Libanon, Ägypten und Israel bereits gesichert, Griechenland will folgen. Viele glauben hier, dass die Ausbeutung der Vorkommen eine Wunderwaffe gegen die Krise sein könnte.

Antonis Metaxas, Partner einer Athener Anwaltssozietät, sieht zuvor allerdings juristischen – und politischen Handlungsbedarf. Könnte die Türkei Probebohrungen blockieren? „Nobel Energy ist bereits in der Region tätig – als Aktionär“, sagt Metaxas. „Es geht hier also um US-amerikanisches Vermögen. Mehr braucht man dazu nicht zu sagen.“ JANNIS PAPADIMITRIOS