Ex-Porsche-Chef unter Anklage

WIRTSCHAFTSKRIMI Die Staatsanwaltschaft will Wendelin Wiedeking zur Verantwortung ziehen. Vorwurf: Er soll den Aktienkurs manipuliert haben

STUTTGART dpa | Für Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking wird es ernst: Rund vier Jahre nach dem gescheiterten Übernahmeversuch bei Volkswagen hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart Anklage gegen den 60-Jährigen erhoben. Der Vorwurf: Aktienkursmanipulation. Damit muss sich Wiedeking erstmals ernsthaft mit dem Gedanken an einen Strafprozess anfreunden.

Die Ermittlungsbehörde klagte auch den damaligen Porsche-Finanzchef Holger Härter an, der sich aktuell schon wegen Kreditbetrugs vor dem Landgericht Stuttgart verantworten muss. Ob das Exmanagerduo tatsächlich in einem Prozess vor den Richter muss, entscheidet das Landgericht Anfang nächsten Jahres. Wiedeking und Härter wiesen die Vorwürfe über ihre Anwälte in einer gemeinsamen Stellungnahme als haltlos zurück.

Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass die früheren Vorstände Anleger und Finanzwelt täuschten, als Porsche vor vier Jahren versuchte, VW zu übernehmen: „Den Angeschuldigten wird vorgeworfen, in von ihnen im Jahr 2008 veranlassten öffentlichen Erklärungen des Unternehmens in Bezug auf den Beteiligungserwerb an der Volkswagen AG unrichtige Angaben gemacht zu haben.“

Konkret soll das so abgelaufen sein: Während die Porsche-Chefs mindestens fünfmal gegenüber der Finanzwelt dementierten, bei VW nach der Macht greifen zu wollen, hätten sie heimlich genau jenen Plan vorangetrieben.

Wiedekings und Härters Anwälte teilten dagegen mit, dass ein Großteil früherer Vorwürfe im Sande verlaufen sei. „Die nunmehr angeklagten Restvorwürfe (…) erweisen sich in tatsächlicher wie rechtlicher Hinsicht als unbegründet.“ Erstens seien die angezweifelten Erklärungen an die Finanzwelt korrekt gewesen, und zweitens hätten sie die Börse nachweislich auch gar nicht beeinflusst. „Bei fehlender Kurseinwirkung kommt eine Strafbarkeit nicht in Betracht.“

Wiedeking und Härter standen jahrelang im Fokus der Ermittler. Von den anfänglichen Anschuldigungen ist aber seitdem der Vorwurf der Marktmanipulation und der der Untreue fallen gelassen worden.