Labor für Recycling-Ideen

INDUSTRIE In einer Allianz setzen sich Nabu und Firmen dafür ein, weniger Material zu verbrauchen. Ein Mittel: Rohstoffsteuern

„Als Einzelkämpfer lässt sich nicht viel bewegen“

DIETMAR SPITZ, ÖKOHAUSBAUER

VON HEIKE HOLDINGHAUSEN

BERLIN taz | Ressourcensteuern, die Ausweitung der Ökodesign-Richtlinie und mehr Transparenz im Rohstoffsektor fordert die neue „Allianz Ressourcenschonung“, die sich am heutigen Dienstag in Berlin vorstellt. Darin haben sich der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und elf ganz unterschiedliche Unternehmen zusammengeschlossen, darunter das Chemieunternehmen Werner & Mertz aus Mainz, das Duale System Deutschland oder die Nähwerkstatt Ecoresign, die aus Stoffresten Kleider herstellt.

Die Allianz verstehe sich als eine Art „Labor, in dem getestet werde, wie ressourcenschonende Produktion möglich ist“, sagt Ulrike Meinel, Referentin für Ressourcenpolitik beim Nabu, „zum anderen wollen wir die politische Debatte über die Rahmenbedingungen anstoßen, die Unternehmen dazu brauchen.“

Dazu gehörten vor allem eine „ressourcenpolitische Steuerreform, die die Steuerlast aufkommensneutral vom Faktor Arbeit auf den Faktor Ressourcen verlagert“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Allianz. Gefordert wird, eine Rohstoffsteuer auf Baumaterialien einzuführen, damit im Bausektor weniger Ressourcen eingesetzt und Recyclingprodukte bessergestellt würden. Wettbewerbsverzerrende Steuersätze, die einen hohen Verbrauch begünstigten, etwa die Befreiung internationaler Flüge von der Mehrwegsteuer oder die Steuerbefreiung von Flugbenzin, sollten demnach gestrichen werden. Produkte mit Umweltsiegeln, etwa dem „Blauen Engel“ oder dem EU Ecolabel, sollten mit niedrigen oder gar keinen Steuern belastet werden.

Ausgeweitet werden müsse die EU-Ökodesign-Richtlinie. Sie könne etwa vorschreiben, dass Produkte langlebig, leicht zerlegbar und recycelbar sein müssen. Außerdem sollte die EU Rohstoffunternehmen, die etwa mit Holz, Metallen oder Mineralien handelten, verpflichten, Zahlungen an Regierungen in jedem einzelnen Projekt offenzulegen, ähnlich dem US-amerikanischen Dodd-Frank Act.

Umweltschädliche Steuervorteile wie das Dienstwagenprivileg und die Pendlerpauschale sollten hingegen abgeschafft werden, fordert die Allianz. „Wir treten erst einmal mit Maximalforderungen an“, sagt Michael Schneider, Sprecher des Lünener Abfall- und Wasserkonzerns Remondis, „auch wenn das alles nicht eins zu eins umgesetzt werden kann.“

Die in der Allianz versammelten Unternehmen seien alle schon „Vorreiter im Bereich Nachhaltigkeit“, sagt Meinel. Das sei wichtig gewesen, um über eine Basis für die „gemeinsame Erklärung“ zu verfügen. Nun sollen weitere Firmen für eine Teilnahme gewonnen werden. In regelmäßigen Treffen sollen die angesprochenen Themen diskutiert und weiterentwickelt werden. Es seien viel größere Anstrengungen nötig als die derzeitig sichtbaren, um den Ressourcenverbrauch bis 2050 um mehr als zwei Drittel zu senken. Und das sei nach Szenarien des Internationalen Ressourcenpanels der UN erforderlich, um wirklich nachhaltig zu wirtschaften.

„Als Einzelkämpfer lässt sich nicht viel bewegen, wir brauchen den Zusammenschluss Gleichgesinnter“, sagt Dietmar Spitz, Marketingleiter des Allgäuer Ökohausbauers Baufritz.