LESERINNENBRIEFE
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Zurück zu den Monopolisten

■ betr.: „Drei Modelle gegen den Anstieg“, taz vom 15. 10. 13

Etwas überrascht bin ich, dass der Redakteur in seinem Artikel fast komplett der Argumentation der FDP übernommen hat. Tatsache ist, dass das EEG sich in seiner bisherigen Form bewährt hat. Wir haben inzwischen mehr als jeweils 30.000 MW Photovoltaik und Windkraft am Netz. Diese Projekte wurde zu ca. 75 Prozent von privaten kleineren und mittelständischen Investoren errichtet. Hierbei haben sich die Kosten in den letzten Jahren erheblich verringert. Die Windkraft Onshore hat dagegen nur einen Anteil von ca. 0,25 Cent an der EEG Umlage. Sowohl das Quotenmodell als auch das Prämienmodell führen nachweislich zu erhöhten Kosten, weil erhöhte Risiken bei der Finanzierung entstehen. Der große Nachteil dieser beiden Modelle ist aber, dass hier nur große Firmen die Risiken und Investitionen tragen können. Praktisch bedeutet dies dann zurück zu den 4 Monopolisten. DIETER FRIES, Hamburg

EEG-Abgabe für Dreckstrom

■ betr.: „Drei Modelle gegen den Anstieg“, taz vom 15. 10. 13

Nicht die vielen Kleinverbraucher müssen die Ökoumlage aufbringen, sondern die Erzeuger von Atom- und Kohlestrom! Bei der ganzen Diskussion der sozialen Abfederung der steigenden Energiekosten werden nämlich wieder die enormen Folgekosten der fossilen Energieträger vergessen. Die lassen sich die Betreiber nach wie vor durch Erdulden subventionieren. Die EEG-Abgabe müsste endlich – in schlichter Anwendung des Verursacherprinzips – durch zusätzliche Abgaben seitens der Einspeiser von fossilen Energieerzeugern (die Mehrdeutigkeit ist beabsichtigt!) erfolgen. Und die sollten nicht ankommen mit dem Argument des Bestandsschutzes für die beim Bau ihrer Anlagen zugrunde gelegten Kalkulationen – dass so was keine heilige Kuh sein kann, das zeigt ja gerade die Diskussion über die Vergütungen für die Erneuerbaren! Mit dem Unterschied, dass die Erneuerbaren kein Land fressen, keine Luft vergiften, keinen Atommüll produzieren usw. Und natürlich würde eine Verteuerung von Atomstrom und Kohlestrom dafür sorgen, dass diese Sorte Anlagen früher vom Netz gehen. RICHARD GOEDEKE, Braunschweig

Zwangsbeglückt mit Quecksilber

■ betr.: „Das hochgiftige Quecksilber wird endlich geächtet“, taz vom 14. 10. 13

Selbst wenn in der Goldgewinnung etwa ein neuer Weg ohne das hochgiftige Schwermetall Quecksilber gefunden werden kann, wird es wohl noch nicht geächtet werden. In immer neuen Formen und rechnerisch energiesparend werden wir in Deutschland – oder auch in Zentralasien – mit Quecksilber-Energiesparlampen zwangsbeglückt, deren fachgemäße Entsorgung schon in Europa rechte Schwierigkeiten macht, in Mittelasien jedoch wie jeder Müll einfach im Müll – dann am Bergeshang – landet, da es hier sowieso keinerlei systematische Wiederverwendung oder Aufarbeitung von irgendetwas gibt. Die Einführung und gesetzliche Absicherung dieser „europäischen“ Technik diente zum Beispiel in Tadschikistan den regierungsmachtgestützten Lampenherstellern, den Gebrauch von Glühbirnen verbieten zu lassen. Das wurde mit Hilfe der Polizei durchgesetzt. Überall erleuchten nun die neuen Leuchtspiralen Höfe und Häuser. Irgendwann also Müll, treten die Gifte in den Wasserkreislauf ein, werden stromab mit den Flüssen Duschanbinka, Vachsch und Pjantsch im Amu-Darya bei der Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen Tadschikistans, Turkmenistans und Usbekistans verteilt. Wo liegt der Fortschritt? ERNST-FRIEDRICH HARMSEN, Berlin

Polizeistaat Freistaat Bayern

■ betr.: „Schulschwänzerin muss ins Heim“, taz vom 17. 10. 13

Entwickelt sich der Freistaat Bayern zum Polizeistaat? Da wird eine 15-Jährige, die weder sich selbst noch andere gefährdet, wegen Schuleschwänzen ohne Kontakt zur Außenwelt einfach weggesperrt. Das Ganze erinnert mich stark an die schwarze Pädagogik der 60er Jahre, die sich irgendwie ins katholische Bayern retten konnte. Jeder Verbrecher hat ein Recht darauf, seinen Anwalt zu sehen, warum hat ein Teenager dieses Recht nicht? Der Heimleiter gibt an, dass er zu dem Mädchen eine Beziehung aufbauen will, ich finde, „Beziehung erzwingen“ trifft es eher. Das Mädchen schreibt, dass es sich fühlt wie ein Zombie. Liegt es daran, dass man sie gegen ihren Willen mit Medikamenten vollpumpt oder versucht, ihren Wille zu brechen? Den Eltern des Mädchens gilt mein tiefes Mitgefühl. Es muss schrecklich sein, nicht zu wissen, was dem eigenen Kind hinter verschlossenen Türen angetan wird. Ich würde nicht in Bayern leben wollen, nicht einmal im Urlaub. RAMONA HEY, Bad Kreuznach

Wozu braucht es noch die Palmers

■ betr.: „Ende einer Hassliebe“, taz vom 21. 10. 13

Wenn das Parteiprogramm der Grünen in den kommenden Jahren darin besteht, sich sowohl gegen die Linken als auch gegen die Inhalte einer schwarz-roten Koalition zu profilieren, dann stellt sich bald die Frage, ob es da die Grünen überhaupt noch braucht. Wenn Grün mehr zur Mitte rückt, dann sind die Wähler die SPD-Klientel. Und auch viele Noch-Grüne-Wähler, Ende vierzig, sind inzwischen bürgerlich genug, um SPD oder sonst was zu wählen. Und die Leute, die wirklich empört und gesellschaftlich engagiert sind, wählen LINKE. Wozu braucht es dann überhaupt noch all die Palmers, Kretschmanns, Özdemirs dieser Welt. HARTMUT WINKLER, Freiberg a. N.