Die EM-Charts der taz-Autoren: "Ballack. So oder so."

Die besten Spieler, die besten Spiele, das schönste System und Antwort auf zwei drängende Fragen: Wofür steht die EM? Und: War sie wirklich so gut? Was die taz-Experten sagen.

Der Spielertrainer der Deutschen. Bild: ap

taz-Redakteur, sah zehn Spiele live. Plus die Trainingscamps: Bad Waltersdorf (Polen), Oberwaltersdorf (Italien) und Stegersbach (die Österreicher). War viel in Wien.

Wofür steht diese EM? Für schnelle Ballzirkulation. Und für eine High-End-Kommerzialisierung des Events durch regelwütige Uefa-Funktionäre.

Team der EM: Russland, weil es interessant ist zu sehen, wie der stetig steigende Ölpreis den Fußball beeinflusst.

Spieler der EM: Michael Ballack, Spielertrainer der Deutschen.

Bestes Spiel: Deutschland gegen Portugal. Ein taktisches Gusto-Stückerl. Ein Schmankerl. A Hetz.

Lieblingssystem: Das 4-2-3-1 der Deutschen und, zu Studienzwecken, das Libero-System eines gewissen Otto Rehhagel.

Der wahre Verlierer: Portugal und Holland, weil sie offenbar nicht wissen, wie man Turniermannschaft buchstabiert.

War die EM wirklich so gut? Doch, sie war gut. Gänzlich ohne gijoneske Momente. Der Exeuropameister hat leider ein bisschen nivelliert.

taz-Redakteur, erlebte die EM im deutschen Trainingsquartier in Tenero (Schweiz).

Wofür steht diese EM? Für die Wertlosigkeit von Expertentipps.

Team der EM: Die Türkei, die gezeigt hat, warum man sich auch die langweiligsten Spiele bis zum Ende anschauen sollte.

Spieler der EM: Rüstü Recber, der gezeigt hat, dass man als Elfmetertöter nicht wie ein siegreicher Krieger jubeln muss.

Bestes Spiel: Das Vorspiel zu Deutschland - Österreich.

Lieblingssystem: 4-3-2-1 in niederländischer Perfektion.

Der wahre Verlierer: Die Torhüter. So viel Peinlichkeit war selten.

War die EM wirklich so gut? Vier große Spiele gab es - immerhin.

Hält Elfmeter ohne kriegerische Geste: Rüstü. Bild: dpa

betreut in Berlin die EM-taz redaktionell.

Wofür steht diese EM? Für einen Overkill an Bedeutung.

Team der EM: Russland

Spieler der EM: -

Bestes Spiel: Holland - Russland.

Lieblingssystem: 4-1-3-2.

Der wahre Verlierer: Schöner deutscher Fußball.

War die EM wirklich so gut? Manchmal schon.

taz-Autor, begleitete die Türkei bei ihren turbulenten Auftritten in Genf, Basel und Wien.

Wofür steht diese EM? Wer keine Tore schießt, verliert.

Team der EM: Die Türkei, weil sie auch ehrenvoll verlieren kann.

Spieler der EM: Heiko Westermann. Spielt nie. Wie hält man das durch? Respekt.

Bestes Spiel: Russland - Holland. Warum? Schneller, besser und schöner geht nicht.

Lieblingssystem: 4-2-3-1. Warum? Macht hinten dicht, und vorne ist alles möglich.

Der wahre Verlierer: Otto Rehhagel! Otto Rehhagel! Otto Rehhagel! Otto …

War die EM wirklich so gut? Ja.

taz-Autorin, bewirbt sich heute schon um einen taz-Fußball-Haiku-Zyklus für die WM 2010.

Wofür steht diese EM? Für die totale Durchdringung des Lebens durch den Fußball: Die Frage Was machst du heute Abend? darf erst wieder ab Montag, den 30. Juni, gestellt werden.

Team der EM: Sbornaja.

Spieler der EM: Andrej Arshavin.

Bestes Spiel: Russland - Deutschland 3:2. WM-Finale 2010.

Lieblingssystem: 3-4-2-3 und Buben drücken.

Der wahre Verlierer: Alexander Frei.

War die EM wirklich so gut? So gut wie!

Auch ein prägender Spieler des Turniers: Arshavin. Bild: ap

taz-Autor, war in Wien am Gürtel stationiert, sah zehn EM-Spiele live und alle dörflichen Schönheiten des südlichen Burgenlands.

Wofür steht diese EM? Begeisterung, Spannung, Wiener Schmäh und Gewitter.

Team der EM: Spanien.

Spieler: Xavi Hernandez.

Bestes Spiel: Niederlande - Italien.

Lieblingssystem: Das "Pentagon-System" der Russen - Kennzeichen einer bestens vernetzten Offensive.

Der wahre Verlierer: Otto Rehhagel.

War die EM wirklich so gut? Nein. Befriedigend bis mittelgut die meisten Spiele, gut bis sehr gut immer die Verpackung.

taz-Autor, war in Zürich stationiert. Schlug sich als Gelegenheitsholländer und falscher Tscheche durch. Hat elf EM-Spiele im Stadion gesehen.

Wofür steht diese EM? Fußball auf gehobenem Uefa-Pokal-Niveau meets postmodern-ironisch-gebrochenen Chauvinismus.

Team der EM: Die Niederlande. Konterfußball in Perfektion mit sympathischem Loser-Ende.

Spieler der EM: Ballack. So oder so.

Bestes Spiel: Niederlande vs. Italien. Ergebnis war zu hoch, aber trotzdem hochverdient.

Lieblingssystem: 4-2-3-1 natürlich. Ein mieser Stürmer ist besser als zwei.

Der wahre Verlierer: Poschmann. Over and out.

War die EM wirklich so gut? Nee, eher nicht. (siehe oben)

taz-Autor, war in der Schweiz unterwegs und sah sieben Spiele live.

Wofür steht diese EM? Die Bereitschaft zum Fehler macht den Fußball schön.

Team der EM: Deutschland, weil die Mannschaft nicht nur modern spielt, sondern alle Facetten der nationalen Fußballgeschichte aufführte: Rumpelfußball, Mentalität, Glück, modernen Taktikzauber und individuelle Stärke.

Spieler der EM: Lukas Podolski, an fast allen deutschen Toren beteiligt. Offensiv mit Übersicht, Instinkt und Tempo, vor vielen Gegentreffern mit kaum fassbaren Stellungs- und Zweikampfschwächen. Der Grund, warum deutsche Spiele nicht 1:0, sondern 3:2 enden.

Bestes Spiel: Deutschland - Kroatien. So viele Rätsel und so viel Erkenntnis hat sonst keine Partie produziert.

Lieblingssystem: 4-2-3-1. Weil es so wunderbar ausgewogen ist und die Intensität in der Mitte sowie das Tempo außen steigert.

Der wahre Verlierer: Die Schweiz - sie wird nie eine Fußballnation werden.

War die EM wirklich so gut? Viele Spiele waren herrlich anzusehen. Aber die Königskämpfe zweier Mannschaften, die sich im selben Spiel mit Weltklassefußball begegnen, fehlten leider. Eine enttäuschte immer.

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