Die deutsche Nationalelf hatte kein Chance: Olé! España es campeón!

Das Spiel um den EM-Titel am Sonntagabend ist gelaufen. Die taz weiß das Ergebnis schon vorher - zweiter Teil: Spanien geht mit 4:1 als Sieger vom Platz.

Gegen Spanien konnte Miroslav Klose seine Kopfballstärke nicht zeigen. Bild: ap

Die Mode ist nicht jedermanns Sache, trotzdem hat der kahle Kopf am Montag Konjunktur im Land des nunmehr zweimaligen Europameisters. Über 10.000 Spanier mussten sich nach dem sehr verdienten EM-Sieg ihrer Elf das Haupthaar scheren lassen. Sie waren online einem Aufruf der spanischen Sportzeitung Marca gefolgt. Fällt das Haar traditionell als Zeichen der Trauer oder Buße, so wurde nach dem spektakulären 4:1-Sieg über die Deutschen freudig rasiert und barbiert, dass es eine Art hatte.

Katalanen waren in der Schur vereint mit Basken, Madrilenen sowie Fußballfans aus Asturien und Andalusien. Ein Volk von 46 Millionen taumelte im Glück, oder wie es der Mann des Spiels, der gerade mal 21-jährige Cesc Fàbregas, ein Katalane, nach dem Finale im Wiener Ernst-Happel-Stadion formulierte: "Wir haben eine Gewinnerkultur" - der fröhlichen Glatzen.

Im Turnier hatte Fàbregas, der bei Arsenal London ein paar Millionen verdient und heuer zum besten jungen Spieler der Premier League gewählt wurde, fast schon wie ein Verlierer ausgesehen. Teamchef Luis Aragonés hatte ihn auf die Bank gesetzt und sein mangelhaftes Zweikampfverhalten süffisant kommentiert: "Lernt man das etwa in England!?" Erst durch den Ausfall von Topstürmer David Villa (Bänderdehnung) rückte Fàbregas in die Startelf - er sollte das Vertrauen des Trainers rechtfertigen. Aragonès hatte sich wie in der Entscheidungsphase des Russland-Spiels für ein 4-1-4-1-System entschieden, mit nur einem Stürmer (Fernando Torres) und dem überragenden "Sechser" Marcos Senna, gebürtiger Brasilianer. Senna wollte nichts dazu sagen, wie er Michael Ballack die Laune am Spiel erst genommen und später dann zur Verzweiflung getrieben hatte (Ballack: "Dieser Senna ist ein verdammter Teufelskerl, der ließ mir keine Luft zum Atmen").

Senna war kurz angebunden und sagte den Reportern nur: "Der Bus wartet. Ich muss leider gehen." Ein stiller Star ist er, dieser Senna. Seine Rolle ähnelte der von Mehmet Aurelio, der dem deutschen Captain im Halbfinale zugesetzt hatte. Ballack versuchte am Sonntagabend zwar, sich Freiräume zu suchen, vor allem im defensiven Mittelfeld, aber wohin er auch auswich, Senna war schon da, um ihn zu bewachen. "Es ist wirklich traurig, dass ich den Fluch der verlorenen Endspiele nicht loswerde", sagte Ballack. "Was habe ich nur verbrochen, dass mich der Fußballgott straft." Vielleicht weiß Franz Beckenbauer, Nuntius des obersten Ballverwalters auf Erden, eine Antwort auf Ballacks missliche Serie.

"Man hat schon im Match gegen die Russen gesehen, dass die Variante mit fünf Mittelfeldspielern und nur einem Angreifer unserem Spiel guttut", sagte derweil Luis Aragonés. Die Aufstellung garantierte Kombinationsfußball erster Güte und schnelle Ballstaffetten, die die deutsche Elf schlichtweg überforderten. Es ging ihnen zu fix, da half auch der eine Tag Vorbereitung mehr aufs Finale nichts, die DFB-Auswahl hätte einen Monat Pause haben können, und sie hätte dieses Spiel nicht gewonnen.

Spanien war agiler, gedankenschneller. Ja, selbst das vom Trainer zuletzt noch kritisierte Forechecking klappte im Endspiel vorzüglich. Um Miroslav Klose musste sich die spanische Innenverteidigung um Carlos Marchena und Carles Puyol gar nicht erst groß kümmern, denn aus dem Angreifer ist ein Trauerkloß mit Torhemmung geworden. "Klose ist ein exzellenter Kopfballspieler", sagte der einen Kopf kleinere Puyol, "aber das hat er gegen uns nicht zeigen können, denn wir haben uns auf Standards und hohe Bälle eingestellt, im Gegensatz zu den Portugiesen."

Konnten wenigstens Lukas Podolski, Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger Paroli bieten? Anfangs schon. Doch nach dem zweiten Treffer der Spanier waren sie paralysiert. Der in den Reihen des Europameisters zirkulierende Ball benebelte die deutschen Spieler. Sie verliefen sich schließlich im Dickicht ihrer Defizite. Es war ein Irrgarten, aus dem es kein Entrinnen gab.

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