Obama nun deutlich vor Hillary: Clinton setzt auf Schlammschlacht

Mit zwei Siegen setzt sich Obama von Clinton ab. Hillary müsste auf Zweidrittelsiege in den übrigen Wahlen kommen, um auf normalem Wege zu siegen. Deshalb greift sie Obama persönlich an.

"Ich mach Dich fertig, Afro!" - "Bist ja nur neidisch, Puppe!" Bild: ap

WASHiNGTON taz Es war eine schwierige Woche für Barack Obama, aber am Ende hat er sie doch noch mit zwei Siegen hinter sich bringen können. Nachdem er am Samstag bereits die Vorwahlen der Demokraten in Wyoming gewann, schlug er gestern seine Konkurrentin Hillary Clinton auch im südlichen Mississippi. Und zwar deutlich: 24 Prozentpunkte betrug der Vorsprung nach Auszählung aller Stimmen. Wichtiger dürfte für ihn aber sein, dass er seinen Delegiertenvorsprung weiter ausbauen konnte. Je nach Berechnung liegt der Senator aus Illionois jetzt mit bis zu 140 Delegierten vorne. Für den Sieg benötigt er insgesamt 2025 Delegiertenstimmen.

Überraschend kam sein Sieg nicht. Wegen des hohen afro-amerikanischen Bevölkerungsanteils in Mississippi waren alle Wahlforscher von einem deutlichen Sieg für Obama ausgegangen. Auch in den angrenzenden Südstaaten hatte Obama zuvor hohe Siege einfahren können.

Trotzdem herrscht noch lange keine Klarheit darüber, wer im im Kampf ums Weiße Haus im November auf demokratischer Seite gegen den Republikaner John McCain antritt. Im Gegenteil: Die Schlammschlacht der letzten Tage dürfte im Vorfeld der nächsten Primaries in Pennsylvania in sechs Wochen noch aggressiver ausgetragen werden.

Dabei sprechen die Zahlen eigentlich eindeutig für Obama. Er führt bei den Delegiertenstimmen, hat wesentlich mehr Staaten gewonnen und auch bei den absoluten Wählerstimmen ist sein Vorsprung mit rund 700.000 beträchtlich. Gestern rechnete der Fernsehsender CNN vor, dass Clinton in den allen verbleibenden Vorwahlen auf jeweils rund 65 Prozent kommen müsste, um Obama noch einzuholen.

Es sei denn, Hillary könnte noch deutlich mehr der "Super-Delegierten" auf ihre Seite ziehen als bisher erwartet wird - die "Superdelegierten", das sind alle hohen Amtsträgern, Parteiführer und Expräsidenten der Demokraten. Die insgesamt 796 Personen sind nicht durch Vorwahlen oder Abstimmungen in ihrer Entscheidung gebunden. Sie könnten auch noch deutlich umschwenken, falls eine der beiden Kandidaten ein kapitaler Fehler unterläuft.

Kein Wunder, dass nun von Seiten der Clinton-Kampagnenzentrale die Debatte wieder hochkocht, ob die beiden Vorwahlen in Florida und Michigan nicht doch wiederholt werden sollten. Vor allem in Florida hätte Clinton gute Chancen. Die beiden Vorwahlen waren von den Demokraten dieser Bundesstaaten eigenmächtig vorgezogen worden, und werden deshalb von der Parteiführung im Vorwahlrennen bislang nicht anerkannt.

Hillary Clinton setzt deshalb auf Konfrontation. Seit ihren "Comeback-Siegen" in Ohio und Texas fährt ihre Kampagne eine aggressive alles-oder-nichts-Strategie, von der viele glauben, sie könne die Partei spalten und so die Chancen auf eine Machtübernahme der Demokraten schon im Vorfeld des eigentlichen Wahlkampfs verspielen.

Denn Hauptziel ihrer Angriffe ist momentan nicht McCain, sondern Obama. Immer wieder wirft sie ihrem Konkurrenten indirekt vor, nicht erfahren genug für das mächtigste Amt der Welt zu sein. Zudem brachte die ehemalige First Lady in den letzten Tagen eine ganz besonders aparte Idee ins Spiel: Ihr Konkurrent solle doch einfach gemeinsam mit ihr antreten - allerdings als ihr Vizepräsident. Ehemann Bill sprach sogar von einem "nahezu unschlagbaren" Team. Das Kalkül dieses "Angebots" an die demokratische Wählerschaft ist klar: Ihr bekommt Obama, wenn ihr mich wählt. Für viele unentschlossene Wählende ein vermeintlich guter Ausweg.

Clinton bestimmt die Agenda - Obama befindet sich im Dilemma. Lässt er sich auf die Schlammschlacht ein, verliert er womöglich seine Glaubwürdigkeit, eine andere Art von Politik anzustreben. Mit kompletter Zurückhaltung könnte er sich andererseits den Vorwurf einfangen, für das mit Sicherheit schmutzige Duell mit John McCain nicht gewappnet zu sein.

Am Dienstag aber könnte die Clinton-Kampagne nun einen Schritt zu weit gegangen sein. Beraterin Geraldine Ferraro, Kandidatin für die Vizepräsidentschaft 1984, hatte in einem Interview gesagt, Obama profitiere im Wahlkampf von seiner schwarzen Hautfarbe. "Wenn Obama ein weißer Mann wäre, wäre er nicht in dieser Position", wurde Ferraro zitiert. "Wenn er eine Frau wäre, wäre er nicht in dieser Position. Er hat Glück, dass er ist, was er ist." Obamas Wahlkampfchef David Axelrod forderte Clintons Team daraufhin umgehend auf, Ferraro zu entlassen.

Unabhängig davon, ob Ferraro Mitglied der Kampagne bleibt oder nicht - für Clinton dürften die Äußerungen einen klassischen Bumerang-Effekt haben. Denn jetzt drohen auch die letzten Schwarzen in den USA, sich von ihr abzuwenden. Wie polarisiert das demokratische Rennen ohnehin schon ist, zeigt allein ein Blick auf eine der Nachwahlumfragen vom Dienstag: 91 Prozent der schwarzen Bevölkerung stimmte in Mississippi für Obama, nur neun Prozent für Clinton. Sie dagegen gewann die deutliche Mehrheit der weißen Bevölkerung.

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