Machtpoker im Gottesstaat

UNRUHEN IM IRAN Hunderttausend protestieren in Teheran gegen Ahmadinedschad – trotz Demonstrationsverbot. Der Wächterrat will das Wahlergebnis überprüfen

TEHERAN ap/dpa | Ungeachtet eines vom Innenministerium verhängten Demonstrationsverbots versammelten sich am Montag hunderttausend Anhänger des unterlegenen Kandidaten Mir Hossein Mussawi in Teheran, um gegen den Ausgang der iranischen Präsidentschaftswahl zu protestieren. Auch Mussawi selbst mischte sich unter die Menge. Rund hundert Polizisten einer Spezialeinheit waren auf dem Engelab-Platz stationiert, griffen jedoch zunächst nicht ein. Vor dem Revolutionstribunal in Teheran demonstrieren etwa 200 Angehörige von festgenommenen Demonstranten für deren Freilassung. Nach Vorwürfen des Wahlbetrugs zugunsten des Amtsinhabers Mahmud Ahmadinedschad ordnete das religiöse Oberhaupt des Landes, Ajatollah Ali Chamenei, gestern die Überprüfung des Wahlergebnisses durch den Wächterrat an. Zuvor hatte Mussawi die Annullierung der Wahl gefordert.

In Deutschland verurteilte Bundeskanzlerin Angela Merkel die Welle der Verhaftungen von Demonstranten. Außenminister Frank-Walter Steinmeier zeigte sich „besorgt“ und ordnete die Einbestellung des iranischen Botschafters an. Er verurteilte ebenfalls das „brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte“ gegen Protestierende und ausländische Journalisten.

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