Neuer Alarm in Atomruine Fukushima

JAPAN Kernspaltungen in Reaktor, aber angeblich keine akute Gefahr

BERLIN/TOKIO taz/afp | In einem der zerstörten Reaktoren im japanischen Fukushima ist es offenbar erneut zu unkontrollierten Kernspaltungen gekommen, wie sie vor acht Monaten zu einer Katastrophe führten. Allerdings, so versichert der Betreiber Tepco, sei die Lage unter Kontrolle. Druck und Temperatur seien in dem betroffenen Reaktor stabil.

Auch die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit in Deutschland sieht keine akute Gefahr, warnt aber: „Dass die Situation in Zukunft nochmals eskaliert, kann niemand ausschließen, weil niemand den Zustand der Reaktorkerne kennt“, sagte Sprecher Sven Dokter. Die zerstörten Kerne bestehen aus einer zerschmolzenen Masse aus Brennelementen und Steuerstäben, die zu stark strahlt, um sie direkt beobachten zu können. Tepco hat in den Reaktoren allerdings die radioaktiven Gase Xenon 133 und 135 nachgewiesen. Sie entstehen bei radioaktiven Kettenreaktionen. Da sie relativ schnell zerfallen, muss das nukleare Feuer vor Kurzem wieder aufgeflammt sein. Momentan entwickeln die Reaktoren noch so viel Restwärme, dass sie ständig gekühlt werden müssen. Tepco hat die Temperatur auf unter 100 Grad gesenkt. Das Paradoxe: Je kühler das Wasser ist, desto schlechter schützt es vor einer erneuten Kettenreaktion. Auch das könnte ein Grund für die jetzigen Probleme sein.

Unterdessen ist in Japan die Diskussion über die Zukunft der Atomkraft in vollem Gange. Erstmals wird momentan ein Reaktor wieder angefahren, der wegen des Bebens und des Tsunamis am 11. März vom Netz gegangen war. Unabhängige Studien zeigen, dass die freigesetzte Radioaktivität aufgrund der Atomkatastrophe deutlich höher ist als angenommen. IA

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