Keine Baisse an der Kriegsbörse

Friedensforscher zählen in diesem Jahr weltweit 42 bewaffnete Konflikte, die meisten in Afrika und Asien. Gekämpft wird vor allem um innerstaatliche Macht

HAMBURG epd/dpa ■ Mit 42 Kriegen und bewaffneten Konflikten weltweit ist das Kriegsgeschehen 2004 im Vergleich zum Vorjahr unverändert hoch. Das berichtet die AG Kriegsursachenforschung (Akuf) der Uni Hamburg. Sieben kriegerische Auseinandersetzungen wurden in diesem Jahr beendet und ebenso viele neu begonnen.

In den Konflikten spielen nach Erkenntnissen der Forscher der Kampf um die Macht im Staat und Unabhängigkeitsbestrebungen die Hauptrolle. Zwischenstaatliche Auseinandersetzungen wie zuletzt der Irakkrieg oder der bewaffnete Konflikt zwischen Indien und Pakistan seien die Ausnahme.

Die am stärksten betroffenen Regionen sind Asien und Afrika mit insgesamt 28 organisierten Kämpfen. Im Vorderen und Mittleren Orient sind es es elf bewaffnete Auseinandersetzungen, in Lateinamerika drei. Damit bestätigte sich der seit 1945 beobachtete Trend, dass weit über 90 Prozent aller Kriege in Entwicklungsländern geführt werden.

Auch im ablaufenden Jahr sei der Krieg im Irak im Blickpunkt gewesen. „Die von vielen vorausgesagte Eskalation nach dem Ende der Hauptkampfhandlungen zwischen März und Mai 2003 hat sich im Jahr 2004 fortgesetzt“, hieß es. Im Palästina-Konflikt hätten trotz weiterer Selbstmordanschläge und militärischer Übergriffe Israels politische Ereignisse im Vordergrund des Interesses gestanden. „Für den weiteren Verlauf des Konflikts bleibt insbesondere abzuwarten, wie groß die Zäsur auf palästinensischer Seite durch den Tod von Jassir Arafat ist“, erklärte die AKUF. Ohne jegliche Aussicht auf Lösung habe sich auch der Konflikt zwischen tschetschenischen Rebellen und der russischen Armee erwiesen. In Afghanistan hätten die Kämpfe im Vergleich zu den Vorjahren weiter zugenommen.

Die gravierendste humanitäre Krise weltweit sieht die Akuf in der sudanesischen Kriegsregion Darfur. International werde diskutiert, inwieweit die Ermordung und Vertreibung der Bevölkerung Völkermord darstelle. Umgekehrt proportional zu diesem schweren Vorwurf stehe „das Vorgehen der internationalen Gemeinschaft, die sich bisher nicht auf ein Waffenembargo gegen die Kriegsparteien einigen konnte“, rügten die Forscher.