Schutzengel der Anleger

Sheila Bair ist ein moderner Robin Hood im Rock, eine Frau, die einiges im amerikanischen Finanzsystem bewegt. Seit 2006 Chefin des US-Einlagensicherungsfonds FDIC, wurde sie erst 2008 öffentlich bekannt, als die Pleitewelle die Banken in Amerika erfasste. Das US-Magazin Forbes kürte sie daraufhin im August zur zweitmächtigsten Frau der Welt, nach Bundeskanzlerin Angela Merkel. Viel Geld zu verwalten bedeutet eben viel Macht.

Für ihre Überzeugungen legte sich Bair auch mit US-Finanzminister Timothy Geithner an. Vorige Woche forderte die 55-Jährige den Senat auf, die Pleite von Großbanken und Versicherungen nicht um jeden Preis zu verhindern. Kolosse auf „tönernen Füßen“ sollten nicht mehr künstlich durch staatliches Geld am Leben gehalten werden. Die Juristin und frühere Professorin für Finanzregulierung genießt den Ruf eines Schutzengels der Anleger, weil sie deren Interessen entschlossen vertritt. Die von ihr geleitete Behörde garantiert Anlegern bei rund 5.200 Banken, dass sie im Falle einer Pleite bis zu 250.000 Dollar zurückbekommen. Nach Bairs Aufruf, in Not geratenen Hausbesitzern zu helfen, schlugen zwei große Banken vor, die Hypothekenkonditionen zu erleichtern, was nicht ganz freiwillig geschah.

Bair ist dennoch keine Idealistin, die Geld von den Reichen nimmt und es den Armen gibt. Sie handelt eher nach dem Grundsatz: möglichst praktisch, möglichst effektiv, möglichst sozial. Eine fast mütterliche Haltung. Selbst Mutter zweier Kinder, hat Bair zwei Kinderbücher geschrieben, die praktische und geschäftstüchtige Helden haben. Die ihr Geld für etwas sparen. Das war lange vergessen und verpönt in Amerika, wird jedoch in der Zeiten der Finanzkrise wieder zur Tugend. Irgendwie erfrischend nach so viel Konsum. NORA TYUFEKCHIEVA