Behindert und hinter Gittern

Saeed Hajjarian gehört zu dem Kreis einflussreicher iranischer Reformer, die zu Beginn ihrer Karriere glühende Anhänger der islamischen Revolution waren. Heute ist er einer der zahlreichen Politiker, Intellektuellen, Journalisten und Studenten, die nach den umstrittenen Wahlen festgenommen wurden. Der 54-jährige Schwerbehinderte sitzt seit dem 15. Juni hinter Gittern.

Als das Schahregime 1979 gestürzt wurde, studierte Hajjarian Ingenieurswissenschaften und gehörte zu denjenigen, die die US-Botschaft in Teheran besetzten. Er wirkte beim Aufbau des neuen Geheimdienstes mit, war dort bis Ende der Achtzigerjahre tätig, bis er ausschied und ein Institut für Strategische Studien gründete, das in der Präsidentschaft angesiedelt war. Sein Anliegen: einen neuen, demokratischen Diskurs für die Revolutionäre seiner Generation zu fördern. Seine spätere Tätigkeit als politischer Berater des Reformpräsidenten Mohammed Chatami war eine naheliegende Folge. Hajjarian wurde 1999 Mitglied des Teheraner Stadtrats und war Herausgeber der reformorienterten Zeitung Sobh-e Emrooz, die bei der Aufklärung der sogenannten Kettenmorde an Intellektuellen eine wichtige Rolle spielte.

Am 12. März 2000 wurde er bei einem Mordversuch angeschossen und erlitt schwere Gehirn- und Rückgratsverletzungen. Seither sitzt er meist im Rollstuhl, nimmt Medikamente und braucht ärztliche Betreuung. Seine Frau, Vajiheh Marsoussi, durfte Hajjarian nur einmal kurz besuchen, nachdem Gerüchte kursierten, er sei im Gefängnis gestorben. Marsoussi sagte, ihr Mann werde stark unter Druck gesetzt, ein falsches Geständnis zu unterzeichen, laut dem er und andere einer „illegalen“ Verschwörung gegen den Staat schuldig seien. Der Gesundheitszustand des Reformers soll sehr schlecht sein. BEATE SEEL