Den Bachelor selbst reformieren

FREIBURG Wie Psychologiestudenten ihren Studiengang verbessern – und das Geld aus dem Qualitätspaket gut gebrauchen könnten

BERLIN/FREIBURG taz | Das Semester in Spanien war für Lukas Bischof, 25, eine Art Paulus-Erlebnis. Er erfuhr durch Professor José Luis Arco an der Universität Granada zum ersten Mal etwas über studentenzentriertes Lernen. Studierende sollen keine Wissenspakete schlucken, sondern „das Lernen lernen“. Arco begründete seine Lerntheorie tatsächlich mit dem Bologna-Prozess, also der Einführung der neuen Abschlüsse Bachelor und Master – und einer ganz anderen Art des Studierens.

Heute nutzen Lukas Bischof und rund 25 weitere Studierende die Instrumente des Bachelors, um ihren Studiengang an der Uni Freiburg fit zu machen. Sie haben die Initiative „Bachelor gemeinsam gestalten!“ gegründet und üben nun sanften Zwang auf ihre Professoren aus, den Bachelor richtig gut zu machen. „Bei uns hatten die Professoren den Bachelor ja so gebaut wie fast überall: Sie hatten ihre Wissensgebiete aus dem Diplom zu Modulen zusammengeschoben und führten im vermeintlichen Bologna-Zwang eine Kaskade von Prüfungen ein“, erzählt Bischof.

Der Student ist einer der schärfsten Kritiker des Bachelors – und einer seiner engagiertesten Anhänger. „Die Ziele des Bologna-Prozesses sind absolut richtig: Persönlichkeitsbildung und zivilgesellschaftliches Engagement etwa“, sagt er. „Aber Persönlichkeitsbildung findet eben nicht statt, wenn das Studium nur noch aus Auswendiglernen besteht.“

Zusammen mit den Professoren hat die Freiburger Studentengruppe Kompetenzziele für ihr Psychologiestudium entwickelt – so wie es eigentlich schon vor dem Entwurf des Psychologie-Bachelors hätte geschehen müssen. Denn seit dem Bachelor sollte das Studium nicht nur mehr Wissen vermitteln, sondern Kompetenzen. Zum Beispiel geht es darum, dass im Modul Pädagogische Psychologie Wissen in Vorlesungen und Seminaren vermittelt wird – meist von vorne durch den Dozenten, also lehrerzentriert. So war es bislang. Der Traum der Studenten besteht darin, dass sie irgendwann ein Modul gestalten, in dem zum Beispiel eine echte Erziehungsberatung stattfindet. „Nur mal angenommen, wir gehen in den Sozialwohnungsbau neben unserem Institut“, sagt Bischof. „Dann könnten wir lernen, wie wir unser psychologisches Know-how in ganz realen Beratungssituationen kompetent einsetzen können.“

Was könnte die Freiburger Bachelor-Reformer mit dem Geld aus dem Berliner „Qualitätspaket für den Bachelor“ anfangen? Die Studenten haben gemerkt, dass die wichtigsten Akteure für einen guten Bachelor sie selbst sind. Moderatoren von außen könnten dabei helfen, den Aushandlungsprozess mit den Professoren zu begleiten. Sie könnten Studienberater einkaufen sowie Konferenzen für den internen und externen Austausch finanzieren. Dagegen ergäbe es wenig Sinn, die Bundeskohle ziellos an die Länder oder die Hochschulen zu verteilen. Denn die haben ja den alten Bachelor mit Wissen und Prüfungen vollgestopft. Warum sollten sie jetzt mit dem Qualitätspaket-Geld dafür auch noch belohnt werden?

CHRISTIAN FÜLLER