Jung, muslimisch, erfolgreich

Noch letzte Woche saß Aygül Özkan still im Publikum. Auf dem Podium forderte NRWs Integrationsminister Armin Laschet (CDU) auf der CDU-Konferenz von Mandatsträgern mit Migrationshintergrund, Deutschland müsse zur Republik der Aufsteiger werden, auch für Migranten. „Wir brauchen Erfolgsgeschichten“, so Laschet, „auch in der Politik.“ Jetzt repräsentiert Özkan solch eine bislang gerade in der Union seltene Erfolgsgeschichte: Die Hamburger CDU-Bürgerschaftsabgeordnete wird Ministerin für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration in Niedersachsen und bundesweit erste türkischstämmige Ministerin.

Es ist eine steile Karriere, die die 38-jährige Managerin, die zuletzt die Hamburger Niederlassung des Logistikunternehmens TNT mit 400 Mitarbeitern leitete, in der CDU hingelegt hat. Erst 2004 trat sie in die Partei ein, vier Jahre später wurde sie Vizelandesvorsitzende und schaffte auf einem sicheren Listenplatz den Einzug in die Bürgerschaft. Sie verstehe ihre Karriere durchaus als Signal innerhalb der CDU, sagte Özkan damals, „damit Menschen mit Migrationshintergrund mitgenommen werden“. Als „Quotenmigrantin“ will sie deshalb noch lange nicht gelten und auch nicht auf das Integrationsthema reduziert werden. In Hamburg hat sie sich den Themen Wirtschaft und Arbeitsmarkt verpflichtet.

Özkans Eltern kamen als Gastarbeiter nach Deutschland, der Vater hat sich später als Schneider selbstständig gemacht. „Von ihm habe ich gelernt, mein Leben in die Hand zu nehmen“, so Özkan. Er war es auch, der sie auf das Gymnasium schickte, obwohl ihre Lehrerin ihr allenfalls die Realschule zutraute. Nach dem Abitur studierte die selbstbewusste Frau, die mit dem Opferdiskurs vieler Migranten wenig am Hut hat, Jura.

In die CDU sei sie nicht trotz, sondern wegen des „C“ eingetreten, sagte die gläubige Muslimin einmal. „Religion ist etwas sehr Persönliches. Entscheidend sind die Werte dahinter: Familie, Verantwortung, Zusammenhalt.“ Özkan ist verheiratet und hat einen Sohn. SABINE AM ORDE

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