Den Bullshit im Nacken

Sein erstes Instrument war der Bass. Adam Yauch, im New Yorker Stadtteil Brooklyn in einem jüdischen Elternhaus aufgewachsen, gründete die Beastie Boys als lupenreine Punkband. Ihre Debütsingle erschien 1982: acht Songs in zehn Minuten, Hardcore-Nihilismus als Antwort auf den Rechtsruck der damaligen Reagan-Regierung. Ein Foto von damals zeigt den Musiker in Bomberjacke und mit Springerstiefeln: perfekte Tarnung. Denn den Beastie Boys saß von Anfang an Bullshit im Nacken. Das Frontcover zierten Brathähnchen. Auf der zweiten Single „Cooky Puss“ (1983) vollzog ein mit Drummaschine unterlegter Telefonscherz die Hinwendung zum Rap.

Der flächendeckende Erfolg setzte 1986 ein. HipHop wurde auch jenseits der Bronx zum Teil der Jugendkultur. Beim neu gegründeten Label DefJam veröffentlichten die Beastie Boys ihr Debütalbum „Licensed to Ill“, produziert von Rick Rubin. Eine Melange aus Metal und harten Beats, einprägsame Samples, dazu die inzwischen Battle-erprobten Quäkstimmen der drei Rapper: Aus Adam Yauch war MCA geworden, Michael Diamond nannte sich Mike D. Adam „Ad Rock“ Horowitz komplettierte die Besetzung. Der Wille zum Bullshit wurde durch einen Erlass zur radikalen Party untermauert: Der größte Hit von „Licensed to Ill“ hieß „Fight for your right to Party“, eine bis heute gültige Hymne aller Freunde des Austickens.

„Licensed to Ill“ war das erste von vier Beastie-Boys-Alben, das auf Platz eins der Charts kletterte. Bis heute verkaufte das Trio 40 Millionen Alben. Es gelang den Beastie Boys, am Witz zu reifen und sich künstlerische Integrität zu bewahren. Adam Yauch wurde zum künstlerischen Direktor seiner Band. Er realisierte Videoclips, gründete das Magazin Grand Royal und die Filmproduktionsfirma Oscilloscope, die Indie-Filme vertreibt. 2008 führte er für die Basketball-Dokumentation „Gunnin for that #1 Spot“ selbst Regie.

Als die Beastie Boys im April dieses Jahres feierlich in die „Rock’n’Roll Hall of Fame“ aufgenommen wurden, fehlte Yauch bereits aus Krankheitsgründen. Am Freitag erlag er im Alter von 47 Jahren einer Krebserkrankung. JULIAN WEBER