Überraschungsbesuch in Bagdad: Brown besiegelt Abzug aus dem Irak

Der britische Premier verkündet den Truppenabzug. Und verkauft den Einsatz der britischen Streitkräfte in der Provinz Basra als großen Erfolg. Niemand wirft einen Schuh.

Er kam, landete und verkündete eine frohe Botschaft: Brown in Bagdad. Bild: ap

DUBLIN taz Großbritannien zieht seine Truppen bis zum Sommer aus dem Irak ab. Das kündigte Premierminister Gordon Brown gestern bei seiner überraschenden Stippvisite in Bagdad an. In einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem irakischen Amtskollegen Nouri al-Maliki sagte Brown, der Abzug soll im März beginnen. Sämtliche militärischen Operationen werden am 31. Mai eingestellt, bis Ende Juli sollen die Soldaten zu Hause sein.

Da das UN-Mandat Ende des Monats ausläuft, musste Großbritannien eine Verlängerung mit der irakischen Regierung aushandeln. Der Ministerrat in Bagdad segnete das Abkommen am Dienstag ab, das Parlament wird vermutlich heute zustimmen. Es war Browns vierter Besuch im Irak seit seinem Amtsantritt im vorigen Jahr. "Es ist wichtig, sich zu erinnern", sagte Brown, "dass wir mit einer äußerst schwierigen und anspruchsvollen Aufgabe beschäftigt waren: dem Sturz eines Diktators, dem Aufbau einer Demokratie und der Verteidigung gegen den Terrorismus - und natürlich der Aufgabe, den Menschen einen wirtschaftlichen Anteil an der Zukunft des Iraks zu sichern. Der Irak, den wir verlassen, ist deshalb ein besserer Ort."

Die Kontrolle über die Region Basra im Süden des Landes hatte Großbritannien bereits vor einem Jahr an die irakische Armee übergeben. Die britischen Truppen beschränkten sich auf die Überwachung der Lage. Diese Rolle werden die USA im nächsten Jahr übernehmen. Deren Soldaten bleiben noch bis 2011 im Irak. An der Invasion waren insgesamt 100.000 britische Soldaten beteiligt, 178 kamen ums Leben. Zeitweise waren 42.000 Mann in Basra stationiert. Jetzt sind es noch 4.100, von denen lediglich 400 nach Juli zurückbleiben, um die irakische Marine auszubilden. 20.000 irakische Soldaten seien bisher ausgebildet worden, fügte Brown hinzu, die Lokalwahlen finden Ende Januar statt, und das Wirtschaftswachstum werde im nächsten Jahr knapp zehn Prozent betragen. Browns Berater wiesen darauf hin, dass es im Mai 2007 noch 38 Bombenanschläge in Basra gegeben habe. Im vorigen Monat war es nur ein einziger. Kurz nach Browns Treffen mit al-Maliki wurden bei zwei Bombenanschlägen in Bagdad allerdings 18 Menschen getötet und 53 verletzt. Bagdad war die letzte Station der diplomatischer Rundreise des britischen Premierministers. Am Wochenende war er in Afghanistan, Indien und Pakistan.

Der designierte US-Präsident Barak Obama verlangt von Großbritannien einen verstärkten Einsatz in Afghanistan, doch Brown sagte am Montag, dass die Zahl der Soldaten dort lediglich um 300 auf 8.300 erhöht werde. Luftmarschall Jock Stirrup sagte, man könne die Truppen "nicht eins zu eins vom Irak nach Afghanistan" verlegen. "Wir müssen das Einsatztempo für unsere Streitkräfte reduzieren", fügte er hinzu. Brown sagte, er erwarte, dass Großbritanniens europäische Nato-Verbündete eine größere Rolle in Afghanistan spielen werden. Viele Länder, darunter Deutschland, haben die Bewegungsfreiheit ihrer Truppen eingeschränkt. "Die Sicherheit hängt davon ab, dass die Last gerecht verteilt wird", sagte Brown.

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