Kuba ist zurück in Lateinamerika

Beim Lateinamerikagipfel in Brasilien wird Kuba in die Rio-Gruppe aufgenommen

PORTO ALEGRE taz ■ Raúl Castro strahlte. „Es ist ein bedeutender Augenblick in unserer Geschichte“, sagte Kubas Staatschef am Dienstag auf dem Lateinamerikagipfel im brasilianischen Badeort Costa do Sauípe bei Salvador da Bahia. Konkret bezog er sich auf die Aufnahme seines Landes in die Rio-Gruppe, einen Zusammenschluss von 22 Staaten aus Lateinamerika und der Karibik. Es ist der erste Beitritt des roten Inselstaates zu einem Regionalforum seit 1962 – und die Krönung von Castros erster Auslandsreise als Staatschef.

Seit mittlerweile gut zwei Jahren versucht der 77-Jährige als Nachfolger seines kranken Bruders Fidel durch äußerst behutsame Reformen den Fortbestand des kubanischen Regimes zu sichern. Vor allem möchte er vermeiden, dass Kuba in den nächsten Jahren wieder in die Einflusssphäre der USA zurückfällt. Neben Venezuela wird dabei Brasilien immer wichtiger.

Im Jahr 2008 war Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, ein alter Bekannter der Castros aus seiner Zeit als Gewerkschaftsführer und Gründer der Arbeiterpartei, bereits zweimal in Havanna. Außer Geschäften für seine Firmen in Landwirtschaft, Infrastruktur und Ölbohrungen, die mit Staatskrediten finanziert werden, geht es Brasilien auch darum, sich als Regionalmacht zu positionieren. Brasilía habe die besten „politischen Voraussetzungen, um die internationale Wiedereingliederung Kubas zu erleichtern“, meint der Historiker Luiz Alberto Moniz Bandeira.

Erneut forderte Lula vorgestern die Aufhebung des seit 1962 bestehenden Kuba-Embargos durch Washington. Mit der Aufwertung Kubas wollten die Lateinamerikaner keinen Druck auf den gewählten US-Präsidenten Barack Obama ausüben, sagte Brasiliens Außenminister Celso Amorim: „Aber wenn es dazu dient, dass er sieht, woher der Wind bläst, umso besser“.

GERHARD DILGER