Protest gegen Wahlbetrug in neuen Formen

IRAN Demonstriert wird jetzt dezentral und mit fantasievollen Aktionen

BERLIN taz | Am Donnerstag sind wieder mehrere tausend Menschen zum Protest gegen den Betrug bei der Präsidentschaftswahl vom 12. Juni auf die Straße gegangen. Das Regime hatte jede Versammlung verboten und gedroht, jeden, der sich dieser Anordnung widersetzt, „platt zu machen“. Ein massives Aufgebot an Polizei und Basidschi-Milizen sollte demonstrieren, dass das Regime Herr der Lage sei. Dass so viele Menschen es dennoch gewagt haben, die Aufforderung zur Teilnahme an Protestkundgebungen zu befolgen, zeigt, dass der Widerstand längst nicht gebrochen ist.

Die Taktik der Demonstranten war es, sich nicht an einem, sondern an mehreren Plätzen zu versammeln, mit der Folge, dass die Ordnungskräfte sich auf die ganze 13-Millionen-Stadt verteilen mussten, was ihre Schlagkraft erheblich reduzierte. Auch aus anderen Städten des Landes wurden Unruhen gemeldet. Die allabendlichen Rufe „Allahu akbar“ (Gott ist mächtig) und „nieder mit dem Diktator“ waren im Vergleich zu den letzten Tagen erheblich stärker.

Dennoch scheint es den Protestierenden klarzusein, dass der Kampf auf den Straßen nicht beliebig lange fortgesetzt werden kann, zumal jede Demonstration, wie auch die am Donnerstag, mit weiteren Opfern und Festnahmen verbunden ist. Es müssen also andere Wege gefunden werden, um zu zeigen, dass der Widerstand nicht gebrochen ist und nach wie vor die Mehrheit der Bevölkerung den Wahlausgang und damit die Regierung Ahmadinedschads nicht akzeptiert. Zudem geht es darum, die Proteste auf die Fabriken und Basars auszuweiten.

Um diese Ziele zu erreichen, gab es in den letzten Tagen zahlreiche fantasievolle Vorschläge, wie zum Beispiel den, in verschiedenen Städten oder Teherans Stadtbezirken zu einer bestimmten Stunde sämtliche Elektrogeräte einzuschalten. Dieser Vorschlag kann nur dann erfolgreich umgesetzt werden, wenn die überwiegende Mehrheit mitmacht. Tatsächlich fiel am vergangenen Sonntag in einigen Städten sowie Stadtbezirken der Hauptstadt für eine Stunde der Strom aus. Aufgrund einer anderen Initiative stiegen gestern zehntausende grüne Luftballons gegen Teherans trüben Himmel. BAHMAN NIRUMAND