Helfer warnen Flüchtlinge vor Rückkehr ins Swat-Tal

PAKISTAN Ärzte ohne Grenzen verweist auf Fehlen einer Infrastruktur und die brisante Sicherheitslage

BERLIN taz | Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen warnt Flüchtlinge aus dem pakistanischen Swat-Tal vor einer Rückkehr in ihre Heimat zum jetzigen Zeitpunkt. „Dafür ist es zu früh,“ sagte der Vorstandsvorsitzende der deutschen Sektion, Tankred Stöbe, gestern in Berlin der taz.

„Wir sehen die von den pakistanischen Behörden in dieser Woche begonnenen Rückführungen mit Sorge, weil die medizinische Versorgung und Sicherheitsfragen nicht geklärt sind.“ Nach der dortigen Offensive der pakistanischen Armee gegen einheimische Taliban-Kämpfer sei nicht klar, wie es im dem zerstörten Gebiet rund einhundert Kilometer nördlich der Hauptstadt Islamabad weitergehe. Es sollte ein Mindestmaß an Infrastruktur vorhanden sein, forderte Röbe bei der Vorstellung des Jahresberichts seiner Organisation. „Die brisante Sicherheitslage erlaubt es nicht, sich frei zu bewegen, und noch ist unklar, wie groß die Bedürfnisse sind. Wir befürchten, dass die existierenden Gesundheitszentren in Kürze überlastet sind“, ergänzte Geschäftsführer Frank Dörner.

In Pakistans Nordwestprovinz sind offiziell rund 2,1 Millionen Menschen auf der Flucht vor Kämpfen zwischen Armee und Islamisten. Die allermeisten Flüchtlinge leben bei Gastfamilien oder in öffentlichen Einrichtungen. Ärzte ohne Grenzen unterstützt die Flüchtlinge mit Basisgesundheitsversorgung, Schwangerschaftsversorgung, Ernährungsprogrammen und der Behandlung von Kriegsverletzungen. Die Organisation ist mit 730 Mitarbeitern im Land tätig, davon arbeiten in der Nordwestprovinz 470 pakistanische und 12 internationale Kräfte. Im Februar wurden zwei einheimische Mitarbeiter im Swat-Tal getötet. Die Organisation beklagt die Instrumentalisierung humanitärer Hilfe durch Regierung und Militär und das geringe Verständnis für Nichtregierungsorganisationen. SVEN HANSEN