Eine neue Militärbasis provoziert Ärger

SERBIEN/KOSOVO Die serbische Armee hat einen Stützpunkt in den albanisch bewohnten Gebieten im Süden des Landes errichtet. Kosovo-Albaner drohen mit dem Bau einer eigener Basis nahe der Grenze

SPLIT taz | Die serbische „Hegemonialpolitik“ sollte eigentlich überwunden sein, erklärte gestern der Präsident des Kosovo, Fatmir Sejdiu. „Doch dies scheint nicht der Fall zu sein.“ Nachdem der serbische Präsident Boris Tadić letzte Woche eine Militärbasis an der Grenze zum Kosovo und mitten in den Albanergebieten Südserbiens bei Bujanovac eröffnet hat, reißen die Proteste im Kosovo nicht mehr ab. Denn viele Albaner sehen in diesem Vorgang eine Provokation, die weitere Spannungen schaffen kann.

Nur wenige Kilometer von der Grenze entfernt befindet sich seit Anfang letzter Woche der größte Armeestützpunkt Serbiens. Der Bau der Militärbasis „Jug“ (Süden) mit etwa 1.000 Soldaten wurde schon für 2003 unter dem damaligen Verteidigungsminister Boris Tadić geplant, wegen Geldmangels jedoch auf Eis gelegt. Jetzt aber konnte der Stützpunkt eingeweiht werden, der inmitten der Albanergiebiete Südserbiens liegt.

Die Armee, unterstützt von starken Polizeieinheiten, hat damit die völlige Kontrolle über ein Gebiet übernommen, in dem 2000 und 2001 die albanische Befreiungsarmee von Presevo, Bujanovac und Medvedja (UCPMB) aktiv war. Nach Verhandlungen mit der Nato und mit Belgrad gab die UCPMB jedoch ihren Kampf auf, nachdem der albanischen Bevölkerung dort die vollen Bürgerrechte zugesichert worden waren. Politische Analytiker in der Kosovo-Hauptstadt Prishtina vermuten, dass die Forderungen der albanischen Minderheit in Südserbien, ihnen ähnliche Rechte einzuräumen wie der serbischen Minderheit im Kosovo, die Regierenden in Belgrad aufgeschreckt und zum Bau der Militärbasis veranlasst hat.

Belgrad reagiere mit militärischen Drohgebärden, heißt es aus Kreisen der Bewegung „Selbstbestimmung“ in Prishtina. Jakup Krasniqi, ehemaliger Sprecher der Kosova-Befreiungsarmee UÇK, schlägt harte Gegenmaßnahmen vor: Die Albaner sollten mit dem Aufbau eines Militärstützpunkts in den Serbengebieten nördlich von Mitrovica antworten. ERICH RATHFELDER