Attentat in Inguschetien: Anschlag auf Menschenrechtler

Eine Autobombe in der Kaukasusrepublik Inguschetien tötet wieder zwei Zivilisten. Die russischen Menschenrechtler von "Memorial" wollen ihre Arbeit in Tschetschenien wiederaufnehmen.

Auch vor dem Hauptquartier des FSB in Inguschetien explodierte eine Autobombe. Bild: ap

In der russischen Teilrepublik Inguschetien sind bei mehreren Anschlägen mindestens sieben Menschen getötet und 22 verletzt worden. Am Donnerstag sprengte sich ein Selbstmordattentäter mit seinem Auto in einer Wagenkolonne in die Luft. Er starb, etwa 20 Menschen, darunter auch Kinder, wurden verletzt, wie die Staatsanwaltschaft nach Angaben der Agentur Interfax mitteilte.

Bei einem Dauerfeuer auf ein Auto des inguschetischen Geheimdienstes FSB wurden mindestens vier Insassen getötet. Bei einem Anschlag auf ein Auto mit Menschenrechtlern, das sich auf dem Weg von der inguschetischen Hauptstadt Magas nach Nasran befand, kamen die 51-jährige Lejla Dschaniewa und ihr 25-jähriger Sohn Ruslan ums Leben. Eine weitere Tochter von Dschaniewa, die 27-jährige Fatima, und der 23-jährige Sohn Amir überlebten schwer verletzt.

Das Brisante an dem Mord: Fatima Dschaniewa ist die Witwe des im vergangenen Oktober von Unbekannten erschossenen Menschenrechtlers und Oppositionellen Makscharip Auschew. Auschew war der Besitzer der kritischen Internetseite ingushetia.org, die er Ende 2008 nach dem Mord an seinem Vorgänger, Magomed Evlojew, übernommen hatte.

Nach Angaben eines inguschetischen Ermittlers, den die Onlineausgabe der russischen Tageszeitung Kommersant zitiert, sei eine Bombe unter dem Fahrersitz ferngezündet worden. Sie habe Fahrer und Beifahrerin sofort getötet. Dem Internetportal "Kawkaskij Usel" berichtete Magomed Chasbiew, ein langjähriger Weggefährte von Auschew, seinen Informationen zufolge sei der Wagen von einer Einheit maskierter Sicherheitskräfte durchsucht worden. Als der Wagen weiterfuhr, ereignete sich die tödliche Explosion.

In einer ersten Reaktion bat Ljudmila Alexejewa, die Vorsitzende der Moskauer Helsinki-Gruppe, Chasibiew, der sich gerade im Ausland aufhält, dringend, vorerst nicht nach Inguschetien zurückzukehren. Sie sei sehr um seine Sicherheit besorgt.

Die russische Menschenrechtsorganisation Memorial hat unterdessen angekündigt, ihre Arbeit in Tschetschenien in vollem Umfang wiederaufzunehmen. Dies erklärte Oleg Orlow von Memorial auf einer Presseerklärung in Straßburg. Dort war Orlow am Mittwoch gemeinsam mit Sergei Kowaljow, der ebenfalls für Memorial tätig ist, und Ljudmila Alexejewa mit dem diesjährigen Sacharow-Preis des Europäischen Parlamentes ausgezeichnet worden.

Nach dem Mord an ihrer Mitarbeiterin Natalja Estemirowa im Juli hatte Memorial die Tätigkeit in Tschetschenien vorläufig eingestellt. In Abstimmung mit anderen russischen und internationalen Menschenrechtsorganisationen, so Orlow, habe man sich entschieden, jetzt doch wieder vor Ort zu arbeiten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.