Oppositionskandidat soll vor Militärgericht

SRI LANKA Ex-Armeechef Fonseca wird zwei Monate vor den Parlamentswahlen festgenommen

DELHI taz | Der 26-jährige Bürgerkrieg ist seit neun Monaten beendet. Doch politisch kommt Sri Lanka nicht zur Ruhe. Letztes Opfer: Ex-Armeechef und Oppositionsführer Sarath Fonseca. Am Montagabend verhafteten Militärpolizisten ihren ehemaligen Befehlshaber, der im Januar als aussichtsreichster Oppositionskandidat bei den Präsidentschaftswahlen angetreten war.

Amtsinhaber Mahinda Rajapaksa hatte die Wahlen mit 17 Prozentpunkten Vorsprung gewonnen, Fonseca aber das Wahlergebnis nicht akzeptiert. Stattdessen warf er Rajapaksa nach dessen Bekanntwerden vor, Mordabsichten gegen ihn gehegt zu haben. Nun hält die Regierung Fonseca vor, einen Putsch samt Mord am Präsidenten geplant zu haben. Die Festnahme erfolgte allerdings laut offizieller Begründung wegen angeblicher Disziplinarverstöße des Exgenerals während seiner Dienstzeit. Fonseca müsse sich vor einem Militärgericht verantworten, verlautete aus Regierungsquellen.

„Er wurde auf sehr unehrenhafte Art vor unseren Augen abgeschleppt“, sagte Rauff Hakeem, Führer der muslimischen Kongresspartei, die Fonseca im Wahlkampf unterstützt hatte. Fonseca gilt in Sri Lanka für viele als größter „Held“ des Bürgerkriegs. Er und Rajapaksa waren bis Kriegsende Verbündete. Als erster Viersternegeneral seines Landes hatte Fonseca von 2005 bis zum Mai 2009 den Oberbefehl über alle Regierungstruppen. Unter Rajapaksas politischer Führung führte er in dieser Zeit einen gnadenlosen Kampf gegen die Guerilla der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE). Weil er dabei auf zivile Opfer wenig Rücksicht nahm, zog er häufig die Kritik westlicher Menschenrechtsorganisationen auf sich. Doch nach Kriegsende wechselte Fonseca die Lager und erhielt im Wahlkampf sogar Unterstützung von einer tamilischen Partei, die im Krieg mit der Guerilla sympathisiert hatte.

Unabhängige politische Beobachter sahen Fonsecas Festnahme als Strategie der Regierung vor den für April geplanten Parlamentswahlen. „Die Opposition geht nun führungslos in den Parlamentswahlkampf“, sagte eine NGO-Vertreterin in Colombo, die ihren Namen nicht nennen wollte. Sie rechnet mit einem langen Prozess gegen Fonseca, falls nicht internationaler Druck zu seiner vorzeitigen Freilassung und eventuellen Exilierung führe.

Die Beobachter verweisen auf Fehler von beiden Seiten. Fonseca habe versäumt, den trotz vermuteter Wahlfälschungen letztlich klaren Wahlsieg Rajapaksas anzuerkennen. Und dem Präsidenten sei es indes nicht gelungen, nach den Wahlen auf die verängstigte Minderheit der Tamilen zuzugehen, um die Narben des Bürgerkriegs zu heilen. GEORG BLUME