…WAS MACHT EIGENTLICH ... Heinz Buschkowsky?
: Visionen haben

Man muss es ihm lassen: Heinz Buschkowsky, alter und neuer Bezirksbürgermeister von Neukölln, ist immer für eine Überraschung gut. Vor ein paar Jahren war es die Abrechnung mit Multikulti, die ihn aus dem Rixdorfer Rathaus in die Talkrunden der Republik katapultierte. Gestern nun outete sich der SPD-Mann mit Stallgeruch als grüner Visionär.

Die Karl-Marx-Straße, heute eine abgasgeschwängerte Ramschladen-Schneise – bald eine blumenduftende Flanierzone. Der Hermannplatz – eine Oase unterm Blätterdach. Auf dem Rollfeld von Tempelhof stehen Ökohäuser, die Tram rollt wieder bis zur Sonnenallee, und mittendrin: Berlins angesagteste Kulturfabrik, die umgenutzte Kindl-Brauerei. All das steht in einem 50-Punkte-Plan, den Buschkowsky für die rot-grün-rote Zählgemeinschaft präsentierte, die ihn erneut in den Chefsessel von Deutschlands prominentestem Problembezirk hob.

Manche der durchweg sympathischen Entschleunigungsvisionen werden angesichts mangelnder Ressourcen und störrischer Bürokratie kaum durchzusetzen sein. Die Stadtentwicklungsverwaltung verbannte den Weiterbau der U7 bis Schönefeld prompt ins Reich der frommen Wünsche, und eine Stilllegung der B179, vulgo: Karl-Marx-Straße, wäre Bundessache und kaum wie angedacht bis 2010 zu realisieren. Trotzdem liegt Buschkowsky richtig, wenn er eine „radikale stadtplanerische Neukonzeption“ anstrebt, um den Bezirk attraktiver zu machen. Die sozialen Probleme sind allbekannt und hartnäckig. Urbane Qualitäten wie Verkehrsberuhigung oder Kulturangebote mit Strahlkraft könnten sie teilweise aufwiegen. Mit der Schließung des Böhmischen Dorfs für den Autoverkehr – auch ein Punkt auf der Visionenliste – könnte Buschkowsky locker noch in diesem Jahr loslegen. CLP FOTO: AP