Kurdenprotest: Friedlich für den Frieden

Hunderte Kurden demonstrieren friedlich für PKK-Chef Öcalan und gegen den drohenden Einmarsch der Türkei in den kurdischen Nordirak. Die massiv präsente Polizei untersagt den Marsch zum Kotti

Ohne Gewalt, aber mit PKK-Chef Öcalan: Fahnen bei der Kurdendemo am Sonntag in Berlin Bild: AP

Sie schwenken kurdische Nationalfahnen und Porträts des inhaftierten PKK-Anführers Abdullah Öcalan. Am Neuköllner Hermannplatz schallt aus dem Lautsprecherwagen abwechselnd traditionelle kurdische Musik und Hiphop. Wo vor einer Woche noch tausende Türken "Die PKK soll verrecken" gerufen haben, fordern am gestrigen Sonntag kurdische Demonstranten "Freiheit für Öcalan, Frieden und Demokratie in Kurdistan". Die Polizei ist mit einem Großaufgebot von 1.000 Beamten im Einsatz. In den Seitenstraßen stehen Wasserwerfer bereit.

Akribisch durchsuchen die Polizisten alle Teilnehmer. Jedes Transparent wird von Kurdisch sprechenden Beamten auf strafbare Inhalte überprüft. Die Veranstalter sprechen von 1.000 Teilnehmern, die Polizei von 600. "Wir wollen heute allen zeigen, dass wir noch da sind", sagt eine junge Kurdin. Sie ist wütend, dass die Polizei den Kurden die Demoroute zum Kottbusser Tor nicht erlaubte sondern nur eine stationäre Kundgebung.

Aus der Sympathie zur verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans macht hier kaum jemand ein Geheimnis. "Unsere Toten sterben nicht", ruft eine Gruppe Jugendlicher mit Palästinensertüchern auf Kurdisch in die zahlreichen Kameras. Auf die Frage, wer damit gemeint ist, antwortet einer: "Unsere mutigen Kämpfer in Kurdistan." Ein anderer schimpft auf die türkischen Medien, die die PKK als Terroristen bezeichnen. "Die PKK-Mitglieder sind Widerstandskämpfer gegen Ungerechtigkeit, keine Terroristen", sagt er. Trotzdem setzen die meisten Demonstranten auf eine friedliche Lösung des Kurdenkonflikts. "Wir wollen keinen Krieg und hoffen, dass es bald einen friedlichen Dialog zwischen der PKK und der Türkei geben wird", betont ein älterer Mann mit einem Öcalan-Aufkleber auf der Jacke.

Nach den gewaltsamen Übergriffen von türkischen Jugendlichen auf kurdische Kulturvereine bei der Demo vor einer Woche ist die Stimmung unter den Teilnehmern angespannt. Ein Dutzend kurdischer Ordner sorgt dafür, dass die Menschenmenge auf dem Platz bleibt. Die befürchteten Provokationen von türkischen Jugendlichen bleiben jedoch aus. Kurdische und türkische Vereine hatten zuvor gemeinsam mit Innensenator Ehrhart Körting (SPD) zum friedlichen Miteinander aufgerufen.

Inmitten der Kundgebung stehen rund 100 schwarz gekleidete Autonome. Ein Bündnis von Berliner Antifa-Gruppen hatte unter dem Motto "Es reicht - die rassistische Hetze gegen KurdInnen stoppen" zur Teilnahme an der Kundgebung aufgerufen. "Die sollen ruhig demonstrieren, wir durften ja letzte Woche auch unsere Meinung sagen", sagt eine türkische Frau, die am Rande des Hermannplatzes steht. Es bleibt friedlich. Nach vier Stunden gehen die Kurden nach Hause.

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