… Thomas Dörflein?
: An Wert gewinnen

Nach einem Jahr Knut kennt ihn praktisch jeder: Thomas Dörflein heißt der Mann mit Vollbart, Pferdeschwanz und hoher Stirn, der den von der Mutter verstoßenen Bären mit viel Körpereinsatz aufgezogen hat. Der Mann, der aussieht wie … wie … na, wie denn? Irgendwem sieht der doch ähnlich … egal. Thomas Dörflein hat jedenfalls ein Problem mit der Öffentlichkeit.

Seit die Nachricht von Knuts Rettung durch Menschenhand die Runde machte, war der Ziehvater dauerpräsent. Auf jedem Foto, in jedem TV-Report balgte, knuddelte, kuschelte er mit dem kleinen Raubtier, sprang bekleidet in den Wassergraben, hielt Bärenbesuchern wie Sigmar Gabriel oder Leo DiCaprio den Rücken frei.

Jetzt ist er in Edelmetall verewigt: Zu Knuts erstem Geburtstag präsentierte die Berliner Münze gestern eine „wertvolle Silberprägung“. Das gute Stück zeigt vorn die etwas grob geratenen Konterfeis von Tier und Pfleger, hinten drauf steht „Deutschland Berlin Hauptstadt“ (sic!).

Ein Problem für Dörflein insofern, als der brave Mann eigentlich keine Rampensau, sondern eher schüchtern ist – sagt er jedenfalls in seinen seltenen Interviews. „Die Leute denken, man sei was Besonderes – dabei mache ich nur meine Arbeit.“ Es sei „schon irre“, so Dörflein, was in den Gesichtern der Zoobesucher passiere, wenn er auf der Szene erscheine: „Die haben oft so einen Ausdruck, als sei ihnen der Heiland erschienen.“ Das … das ist es! Heiland! Der Mann sieht aus wie Jesus! Kein Zweifel. So gesehen ist eine Silbermünze das Mindeste, was ihm an Ehre gebührt. CLP FOTO: MÜNZE BERLIN