Familiendrama in Reinickendorf

Beim Besuch in einem Mutter-Kind-Wohnheim hat ein 41-jähriger Mann seine Exfreundin verprügelt und sein eigenes Kind getötet. Heimleiterin steht unter Schock

In einer Mutter-Kind-Einrichtung in Reinickendorf hat sich am gestrigen Freitag ein schreckliches Familiendrama abgespielt. Ein 41-jähriger Mann warf bei einem Streit mit seiner zehn Jahre jüngeren Exfreundin das gemeinsame Kind zu Boden. Das sieben Monate alte Mädchen sei noch in der Einrichtung an seinen Verletzungen gestorben, sagte ein Polizeisprecher. Der Vater wurde am Tatort festgenommen. Die Mordkommission des Landeskriminalamts Berlin hat die Ermittlungen aufgenommen.

„Wir stehen alle unter Schock“, sagte die Leiterin der Einrichtung, Katalin Gollovitzer. Das Entsetzen war ihr deutlich anzumerken. Ein Kollege habe versucht einzugreifen und sei dabei selbst leicht verletzt worden, berichtet Gollovitzer.

Laut Andreas Höhne (SPD), Bezirksstadtrat für Gesundheit und Soziales, hatte der Vater in den vergangenen Wochen regelmäßig Kontakt zu seiner Tochter. Die Frau habe seit Ende August vergangenen Jahres in der Einrichtung gelebt, sagte Höhne. Sie sei auch aufgrund von Problemen mit ihrem Partner eingezogen. „Das Verhältnis zum Vater hatte sich seitdem deutlich gebessert“, beteuerte Höhne.

Nervös war die Stimmung beim Diakonischen Werk, Träger dieser Mutter-Kind-Einrichtung: Die zuständige Koordinatorin, Michaela Gelke, weigerte sich, Auskunft über die Hintergründe zu erteilen. Auch zur Frage, ob es in der Vergangenheit schon einmal zu vergleichbaren Fällen gekommen sei, wollte sie nicht beantworten. Der Polizei war nichts bekannt.

Anders als bei einem Frauenhaus werden die Hilfesuchenden in einer Mutter-Kind-Einrichtung nicht anonym untergebracht. Der Besuch des Vaters ist ausdrücklich erwünscht.

LISA THORMÄHLEN