Kritik an Havelausbau

Auch in der SPD regt sich jetzt Widerstand gegen den umstrittenen Ausbau des Sacrow-Paretzer Kanals

Die Potsdamer SPD lehnt den umstrittenen Ausbau des Sacrow-Paretzer Kanals strikt ab. Dieser sei aus wirtschaftlichen und ökologischen Gesichtspunkten nicht gerechtfertigt, sagte die SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein am Dienstag in Potsdam. Sie sprach sich für eine erneute Überprüfung der Pläne aus. Auch der Unterbezirksvorstand der SPD Potsdam kritisierte den geplanten Ausbau auf einer 13 Kilometer langen Strecke. „Das Welterbe und der einzigartige Potsdamer Landschaftsraum sind durch den drohenden Eingriff stark gefährdet“, hieß es in einer Mitteilung.

Die Erweiterung des Kanals, der die Havel an der Stadtgrenze von Berlin und Potsdam mit der Havel östlich von Ketzin verbindet, steht im Zusammenhang mit dem Havelausbau, einem sogenannten Verkehrsprojekt Deutsche Einheit. Ziel ist es, die Verkehrswege zwischen Ost und West miteinander zu verknüpfen und für größere Frachtschiffe auszubauen.

Die Potsdamer SPD kritisierte den Ausbau auch vor dem Hintergrund, dass der Güterschiffsverkehr seit Mitte der 1990er-Jahre wirtschaftlich rückläufig sei. „Finanziell stehen 65 Millionen Euro Kosten und späterer Nutzen in keinem rechten Verhältnis.“

Ein Planstellungsbeschluss zum Ausbau liegt vom 15. August bis 8. September in den Gemeinden am Kanal und in Berlin aus. „Hier kann jeder seine Bedenken äußern“, sagte Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) am Dienstag in Potsdam. Im Detail wollte er sich nicht äußern, da es sich um ein laufendes Verfahren handele. Der Sacrow-Paretzer Kanal wurde zwischen 1874 und 1876 gebaut, um bessere Bedingungen für die Schifffahrt zwischen Berlin und der Elbe zu schaffen.

Zuvor hatten bereits andere Parteien und Organisationen den Ausbau des Kanals kritisiert. Die Brandenburger Linksfraktion sprach von einer Verschwendung von Steuergeldern, die Potsdamer Grünen befürchten die Fällung von rund 800 Bäumen. Der Naturschutzbund Deutschland in Brandenburg bezeichnete den Havelausbau als „Fehlentscheidung“. DPA