Scientology braucht Nachwuchs: Sektierer gesucht

Scientology wirbt offenbar gezielt Jugendliche an, warnt der Senat - und setzt auf mehr Aufklärung.

Hier sollen mehr junge Leute rein: Scientology-Zentrale in Berlin. Bild: Arnd Wiegmann/Reuters

Der Senat befürchtet, dass die Sekte Scientology in Zukunft besonders gezielt Jugendliche ansprechen wird. "Die Organisation hat ihre Webseite umgebaut und dort viele sehr professionell gemachte Videos online gestellt, die sich an eine junge Zielgruppe richten", so Stefan Barthel, Leiter der Berliner Leitstelle für Sektenfragen. Scientology hatte vor zwei Jahren ihre Deutschlandzentrale in der Charlottenburger Otto-Suhr-Allee eröffnet. Die Anwerbung von Mitgliedern über Infostände auf der Straße - dort wird Passanten ein "Stresstest" angeboten - sei bisher nicht sonderlich erfolgreich gewesen: "Die Berliner Bürger mit ihrer großen Klappe lassen sich an den Scientology-Tischen nicht einlullen", sagte Barthel.

Jetzt warne Scientology mit den professionellen Videos zum Beispiel vor Drogen. Barthel erwartet, "dass Scientology die Videos auch verstärkt an Jugendeinrichtungen senden wird". Dabei tritt die Sekte nicht unter ihrem Namen auf, sondern nutzt Tarnvereine wie "Sag nein zu Drogen, sag ja zum Leben". Scientology hoffe darauf, dass die Empfänger der Videos den wahren Absender nicht erkennen, die Filme in ihren Einrichtungen abspielen und dadurch Jugendliche als Mitglieder gewonnen werden. "Wir werden also unsere Aufklärungsarbeit bei den entsprechenden Einrichtungen verstärken", so Barthel.

Der für das Ordnungsamt zuständige Bezirksstadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf, Marc Schulte (SPD), sieht keine rechtliche Handhabe gegen Scientology: Es handele sich um eine nicht verbotene Organisation, also "müssen wir deren Infostände genehmigen". Ein Dorn im Auge ist ihm der neue Hollywoodstreifen "Operation Walküre" mit dem Scientologen Tom Cruise. Es sei ein "Problem, dass der Hitler-Attentäter Stauffenberg instrumentalisiert" und ausgerechnet von einem Scientologen dargestellt werde. Im Umgang mit Cruise seien die Medien bei ihrer Berichterstattung zu ambivalent: "Wenn über Sekten berichtet wird, dann ist Cruise der Buhmann, aber wenn er nach Berlin kommt, dann wird er gefeiert und jeder Schritt verfolgt."

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