Vietnamese in Marzahn getötet

VERBRECHEN Opfer wohl von Landsleuten erstochen. Gewalt unter Vietnamesen nimmt wieder zu

In Marzahn wurde in der Nacht zum Donnerstag ein Vietnamese erstochen. Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand handelt es sich nicht um eine fremdenfeindliche Tat, sondern um einen Streit unter Landsleuten. Die Polizei nahm am Tatort fünf tatverdächtige Vietnamesen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren fest. Das Opfer wurde mit lebensbedrohlichen Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht, wo es am Donnerstag seinen Verletzungen erlag. Ob es dabei um eine Auseinandersetzungen unter Zigarettenhändlern ging, ist Gegenstand der Ermittlungen, sagt Polizeisprecher Guido Busch.

Sollte sich diese Vermutung bestätigen, wäre es die erste Tötung unter vietnamesischen Zigarettenhändlern seit den 90er-Jahren. Bisher seien die Motive und der Tathergang aber noch völlig unklar, so Busch.

Gerd Bergjahn, Leiter des Kommissariats zur Bekämpfung der organisierten vietnamesischen Kriminalität, spricht von einer Zunahme von Gewalt- und Rohheitsdelikten „einschließlich Raub und Erpressungstaten“ unter Vietnamesen seit Anfang 2008. Es handle sich dabei ausschließlich um innervietnamesische Kriminalität, es gäbe weder deutsche Opfer noch Täter. „Allerdings muss man auch deutlich sagen, dass wir nicht auch nur annähernd solche Gewaltauswüchse verzeichnen, wie wir sie Mitte der 90er-Jahre in Berlin hatten.“ Damals wurden innerhalb weniger Jahre etwa 30 Vietnamesen Opfer blutiger Kämpfe um die Vorherrschaft im illegalen Zigarettenhandel. Die Banden von damals sind weitgehend zerschlagen.

Anders als damals gebe es heute, so Bergjahn, keine Schusswaffen unter vietnamesischen Kriminellen. Auch die Bereitschaft der rechtschaffenden Vietnamesen, die seit vielen Jahren in Deutschland leben, zur Zusammenarbeit mit der Polizei habe deutlich zugenommen. Die Gewaltdelikte finden „zum allergrößten Teil, aber nicht ausschließlich unter Zigarettenhändlern bzw. Händlergruppierungen statt.“ MARINA MAI