Weniger Menschen + mehr Wege = weniger Verkehr

VERKEHR 2025 wird es in Berlin und Brandenburg weniger Verkehr geben. Bevölkerungsschwund

„Die Prognose ist nicht als sichere Vorhersage der zukünftigen Verkehrsentwicklung zu werten“

Rund 12,5 Millionen Wege werden derzeit tagtäglich in Berlin zurückgelegt: von der Arbeit nach Hause, vom Kindergarten in den Supermarkt, von der Bank ins Krankenhaus. Bis zum Jahr 2025 soll sich diese Zahl um eine halbe Million reduzieren. Das ist das zentrale Ergebnis der Gesamtverkehrsprognose, die die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung am Dienstag veröffentlicht hat. Auf 86 Seiten, in zahlreichen Diagrammen, Karten und Tabellen erklären die Autoren, wie der Verkehr in Berlin und Brandenburg in 15 Jahren vermutlich aussehen wird. Bereits im Juni hatte die Verwaltung erste Ergebnisse vorgestellt.

„Da die Prognose auf einer Vielzahl von Voraussetzungen aufbaut, ist sie nicht als sichere Vorhersage der zukünftigen Verkehrsentwicklung zu werten“, stellt die Senatsverwaltung klar. So legt die Untersuchung zum Beispiel zugrunde, dass sich die bisher verfolgte Verkehrspolitik in den beiden Ländern „nicht grundsätzlich“ ändert. Darüber hinaus wird eine Reihe von Baumaßnahmen an Straßen und im Nahverkehr angenommen, die bis 2025 realisiert sein sollen.

Dass die Zahl der Wege insgesamt sinkt, liegt daran, dass die Zahl der Einwohner abnimmt. Die einzelnen Personen würden allerdings mehr Wege zurücklegen, so die Prognose. Denn beispielsweise steige die Zahl der älteren Menschen, die an die Benutzung des Autos gewöhnt seien und auch in hohem Alter noch mobil sein wollten. Zudem soll der Anteil des Fahrradverkehrs in Berlin deutlich steigen. Lag er 2006 noch bei 11 Prozent, so erwartet die Senatsverwaltung bis 2025 einen Anstieg auf 16 Prozent. Da öffentlicher Nahverkehr und Fußverkehr in etwa gleich bleiben sollen, werde die Zahl der Autofahrten abnehmen.

Anders sieht es beim Wirtschaftsverkehr aus. Der werde in Zukunft einen größeren Teil der Fahrten ausmachen als bislang. Weil es weniger Arbeitsplätze gebe, sinke zwar die Zahl der zurückgelegten Fahrten, doch die Prognose geht von größeren Distanzen der einzelnen Wege aus – besonders beim Lkw-Verkehr.

290.000 Euro hat die Prognose gekostet; das geht aus der Antwort auf eine kleine Anfrage der verkehrspolitischen Sprecherin der grünen Fraktion, Claudia Hämmerling, hervor. Berlin zahlt davon 55 Prozent, Brandenburg den Rest. Ursprünglich sollte das Papier bereits 2008 vorliegen und in laufende Planungsverfahren einbezogen werden. „Die Bearbeitung hat sich allerdings aus unterschiedlichen Gründen verzögert“, schreibt Staatssekretärin Maria Krautzberger (SPD) in der Antwort auf die Anfrage. Dazu gehörten unter anderem „unvorhergesehene technische Anforderungen“.

SVENJA BERGT

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