Eine U-Bahn, die die Welt nicht braucht

Der U 5-Ausbau ist überflüssig

CONTRA U-BAHN-BAU

Gestern kam der Nachbarsjunge schon um halb neun aus der Schule zurück: Er habe kältefrei, die Heizung sei nach den Ferien nicht wieder angesprungen. Was nach Zuständen in einem Drittweltland klingt, passiert in Berlin, wo Eltern auch schon anbieten, schaurig anmutende Schultoiletten auf eigene Kosten reinigen zu lassen. In derselben schier so armen Stadt aber wird fast eine halbe Milliarde Euro für eine U-Bahn verbuddelt, die die Welt nicht braucht.

Wenn es irgendwo kein weiteres öffentliches Nahverkehrsmittel braucht, dann auf der geplanten Strecke Unter den Linden. Ob 100er, 200er, Flughafenbus TXL: Um dort entlangzufahren, gibt es Busse genug, die zudem eine eigene Spur haben.

Nun könnte man ja auf jene verweisen, die vom Hauptbahnhof direkt zum Alexanderplatz wollen und nicht hinter dem Brandenburger Tor in den Bus umsteigen möchten. Doch gerade die sind bereits jetzt über die S-Bahn in 6 Minuten am Ziel.

Kein Verlass auf Planung

Hinzu kommen die jahrelangen lärmenden und verkehrsbelastenden Bauarbeiten, auch wenn die U-Bahn-Röhre unterirdisch gebohrt werden soll. Erst 2016 sollen die Baugruben der geplanten U-Bahnhöfe längs der Linden wieder dicht sein. Das ist schon lang genug. Doch sah nicht die Planung auch vor, dass der U-Bahnhof am Brandenburger Tor schon zur Fußball-WM 2006 eröffnet werden sollte und nicht erst drei Jahre später?

Das Beispiel der Kölner U-Bahn zeigt zudem, dass U-Bahn-Bau äußerst kompliziert und gefährlich sein kann. Solche Risiken würden schon schwer wiegen, wenn es um eine U-Bahn ginge, die den Verkehr stark entlastet. Bei einem Nonsens-Projekt wie der U 5 aber müssten sie ein klares K.-o.-Argument sein. STEFAN ALBERTI