Sinnvolles Verkehrs-projekt

Der U5-Ausbau ist überfällig

PRO U-BAHN-BAU

Nur wenige Monate ist es her: Touristen mit ihren schweren Koffern standen weinend auf dem S-Bahnhof Alexanderplatz. Sie wollten zu ihrem Fernzug zum Hauptbahnhof fahren, schafften es aber nicht, in einen der überfüllten Waggons einzusteigen. Schuld war das von der Deutschen Bahn AG verantwortete S-Bahn-Chaos. Das hat gezeigt: Die Verlängerung der U 5 vom Alex zum Hauptbahnhof ist sinnvoll. Sie bindet den Bahnknoten an das leistungsfähige U-Bahn-Netz an – als Alternative und Ergänzung zur S-Bahn. Zudem: Zehntausende Friedrichshainer, Lichtenberger und Hellersdorfer können künftig noch schneller und bequemer den Hauptbahnhof erreichen.

Der Bund zahlt

Sicher, der U-Bahn-Bau ist sehr teuer. Aber den Löwenanteil der Kosten trägt nicht das Land Berlin, sondern der Bund, und zwar zweckgebunden. Dieses Geld kann nicht einfach für Straßenbahnen in Pankow oder Schulen in Wilmersdorf verwendet werden. Und: Bei einem Verzicht auf die U 5 hätte Berlin sogar Millionen Rückzahlungen an den Bund leisten müssen.

Ein Bauprojekt dieser Größenordnung verursacht Unbequemlichkeiten: Straßen müssen gesperrt, die U 6 muss Monate lang unterbrochen werden. Aber das ist es wert. Wenn die U-Bahn-Röhre fertig ist, wird sie dem öffentlichen Nahverkehr Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte nutzen. So wie es ein U-Bahn-Projekt tut, das vor knapp 20 Jahren heiß umstritten war: die Verlängerung der U 1 über die Oberbaumbrücke. Wäre es damals nach den Kritikern gegangen, müssten heute tausende Pendler am Schlesischen Tor in die Straßenbahn umsteigen, um von dort ein paar hundert Meter zum S-Bahnhof Warschauer Straße zu zuckeln – absurd.

RICHARD ROTHER