Jugendkongress in Berlin: Mehr Verständnis für den anderen

Polizeischüler bilden sich bei einem Jugendkongress für Demokratie und Toleranz weiter. Und machen sich schlau über Islamismus und Hooligans.

Auf ihrem Stand im Kongresszentrum am Alexanderplatz präsentiert die Berliner Polizei eine in Einzelteile zerlegte Schutzmontur. Oliver Kasterke und Nikolai Klosinski werden diese Montur in zwei Jahren tragen, wenn sie ihre Ausbildung an der Polizeischule abgeschlossen haben. An diesem Samstag können sie sich aber zivil kleiden. Beide tragen makellose weiße Hemden und Jeans. Sie und fünf weitere Berliner Polizeischüler nehmen dieses Jahr am Jugendkongress 2011 teil, der vom Bündnis für Demokratie und Toleranz (BfDT) veranstaltet wird. "Es ist wichtig für uns, die Meinung der anderen zu hören", erklärt Kasterke. Zuvor hatten er und sein Kollege Klosinski den Workshop "Gewalt in der Öffentlichkeit" besucht: "In den Pausen haben wir uns mit den anderen Teilnehmern ausgetauscht. Alle waren sehr offen."

420 Jugendliche aus dem gesamten Bundesgebiet sind der Einladung des Bündnisses gefolgt. Junge Menschen aus Bayern treffen auf Jugendliche aus Mecklenburg. Mädchen, die sich bei Amnesty International engagieren, besuchen Workshops zusammen mit Jungen, die mit ihrer Schule nach Berlin gefahren sind. "Wir wollen die Jugendlichen unterstützen, die schon aktiv soziales Engagement leisten, und die, die sich noch nicht engagierten, wollen wir ermutigen, sich aktiv einzusetzen", erklärt Josephine Steffen vom Bündnis.

Berliner Polizeischüler besuchen den Kongress jedes Jahr. Detlef Thiele von der Landespolizeischule erinnert sich besonders an einen Workshop über Gewalt im Fußball vor vier Jahren. Damals saßen seine Schüler neben gewaltbereiten Fußballfans: "Daraus hat sich dann eine wahnsinnig lebhafte Diskussion entwickelt, und am Schluss hatte jeder mehr Verständnis für die Situation des anderen. Wenn man Fußballfans in der Uniform gegenübersteht, wäre so etwas überhaupt nicht möglich."

Für Kasterke und Klosinski geht es weiter mit dem Workshop "Islamismus - Missbrauch einer Religion". Sie haben das Thema zwar schon bei ihrer Ausbildung behandelt und wissen zwischen Religion und Ideologie zu trennen, doch zu hören, wie Thomas Grumke vom nordrhein-westfälischen Innenministerium in flüssigem Arabisch aus dem Koran zitiert, ist dann doch noch etwas anderes. In den Workshop-Pausen kommen vom Polizeischüler bis zur türkischen Austauschschülerin alle zusammen und unterhalten sich. Einen Unterschied zwischen Zivilisten und Polizisten gibt es hier nicht.

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