Seien wir ruhig mal fair

Ökostrom für Schönefeld

VON CLAUDIUS PRÖSSER

Respekt! Der künftige Großflughafen in Schönefeld bezieht die Hälfte seines Stroms aus erneuerbaren Energien und den Rest aus eigenen Blockheizkraftwerken, die vergleichsweise effizient arbeiten. Die Menge, um die es geht, ist beachtlich: Der Flughafen, heißt es, nutze Strom in der Größenordnung einer ausgewachsenen Kleinstadt. Eine tolle Initiative!

Respekt? Moment mal: Großflughäfen sind immer noch die Infrastruktur einer gewaltigen, Unmengen an fossiler Energie verschlingenden Verkehrsindustrie. Die bald in Schönefeld startenden und landenden Flieger werden kaum vorstellbare Mengen an Klimagasen in die Atmosphäre pusten. Ganz zu schweigen von der Umweltbelastung, die der Airport selbst verursacht – in Sachen Lärm, Feinstaub oder Bodenversiegelung. Pfui!

Nicht selbstverständlich

Aber seien wir fair: Man mag das Klimaengagement der Flughafenbetreiber als Ökofeigenblatt denunzieren – selbstverständlich ist es noch lange nicht. Der Strom etwa, den das Land Berlin für seine öffentlichen Gebäude und die Straßenbeleuchtung von Vattenfall bezieht, erfüllt längst nicht die strengen Kriterien des Schönefeld-Lieferanten Enercity, in dessen Tarif der Bau neuer umweltneutraler Anlagen eingepreist ist und der sich im Gegensatz zu Vattenfall mit einem „echten“ Ökosiegel schmücken darf. Das ist nicht nichts.

Und seien wir gleich noch mal fair: Wie viele von uns entrichten denn einen ökologischen Ablass à la „Atmosfair“ auf den Flug in den Süden? Und beziehen wir wirklich schon alle Ökostrom? Sehen wir es als Ansporn: Was so ein Großflughafen kann, können wir schon lange.

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